Integrationsbericht

Große Herausforderungen für die Integration wegen Corona

Katharina Pabel, Susanne Raab und Tobias Thomas bei der Präsentation des Integrationsberichts 2021.
Katharina Pabel, Susanne Raab und Tobias Thomas bei der Präsentation des Integrationsberichts 2021.APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Arbeitslosigkeit ist bei Personen mit Migrationshintergrund stärker gestiegen, zeigt der Integrationsbericht 2021. Außerdem sind Defizite beim Bildungsfortschritt durch das Home-Schooling zu erwarten.

Die Corona-Pandemie hat sich deutlich auf die Integration ausgewirkt und die Herausforderungen in diesem Bereich noch einmal vergrößert. Das zeigt der am Donnerstag präsentierte Integrationsbericht. Konkret ist die Arbeitslosigkeit ist bei Personen mit Migrationshintergrund stärker gestiegen, zudem sind Defizite beim Bildungsfortschritt durch Home-Learning zu erwarten.

Katharina Pabel, Vorsitzende des für Integration zuständigen Expertenrats, sieht zwei Bereiche als besonders zentral an, den Arbeitsmarkt und die Bildung. In ersterem Sektor zeigen die von Statistik Austria-Chef Tobias Thomas präsentierten Zahlen, dass die Arbeitslosenquote bei Österreichern von 2019 auf 2020 von 6,4 auf 8,4 Prozent angewachsen ist, jene von Personen mit Migrationshintergrund jedoch deutlicher von 10,8 auf 15,3 Prozent. Bei Syrern, Afghanen und Irakern zusammengezählt wuchs sie von 36,7 auf 41,8 Prozent. In dieser Gruppe sind nur noch 35 Prozent beschäftigt, was auch mit der niedrigen Erwerbsquote von Frauen zusammenhängt.

Gerade an diese sollte man sich gezielt wenden, meint Pabel. Dabei sollte schon im Schulbereich auf Zukunftschancen speziell im IT-Bereich hingewiesen werden. Auch der Gesundheitssektor ist für die Expertin ein Hoffnungsmarkt. Dabei müssten aber die Rahmenbedingungen gerade im Pflegebereich verbessert und Personen mit Migrationshintergrund nicht einfach als billige Arbeitskräfte wahrgenommen werden.

„Stillstand bis Rückschritt“ an Schulen?

An den Schulen fehlt noch Evidenz zu den Corona-Auswirkungen, die wird erst durch Bildungsstandard-Feststellungen und PISA-Studie zu erlangen sein. Für Pabel ist aber "Stillstand bis Rückschritt" anzunehmen. Daher sollte sofort ein Aufholprozess starten. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) wies deshalb auch auf die besondere Bedeutung der Sommerschulen hin. Dazu will man die begleitenden Elternkurse ausbauen. Da diese nun auch an Schulen stattfinden können, erwartet sich Raab eine "breite Beteiligung". Zusätzliche Anstrengungen wären auch an den Kindergärten notwendig, meint Pabel.

Der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ist in den Bildungseinrichtungen mittlerweile beachtlich, speziell in Wien. Bundesweit haben an Kindergärten fast 30 Prozent nicht-deutsche Umgangssprache, in der Bundeshauptstadt ist es der doppelte Wert. An Schulen sind es beinahe 27 bzw. in Wien fast 53 Prozent.

Förderungen für Integrationsprojekte

Hoffnungen setzt Raab in Sachen Integration auf das Ehrenamt. Gemeinsam mit Integrationsfonds und Gemeindebund wird ein Fördersystem installiert. Für lokale Integrationsprojekte werden dabei Vereinen niederschwellig jeweils 2500 Euro zur Verfügung gestellt.

Dass Integration noch länger Thema bleiben wird, zeigen die Daten der Statistik Austria. Bis 2080 wird die Bevölkerung von rund neun auf etwa 9,9 Millionen wachsen - und das ausschließlich durch Zuwanderung, wie Thomas ausführte.

Jene, die schon da sind, fühlen sich aber offenbar zu einem großen Teil wohl. 86 Prozent aus der Gruppe der Ex-Jugoslawen und Türken sehen sich hier sehr oder eher heimisch, bei den Syrern, Afghanen und Irakern sind es sogar 90 Prozent. Bei letzterer Gruppe ist das durchaus wichtig, ist sie doch in den vergangenen Jahren besonders stark angewachsen: von 2010 bis 2015 um 47 Prozent und dann bis 2020 um 172 Prozent. Auf der anderen Seite gab es seit 2015 einen leichten Rückgang bei Personen mit Wurzeln in der Türkei.

Wie geht es mit der Islam-Landkarte weiter?

Angesprochen auf die umstrittene Islam-Landkarte meinte Raab, diese gehe „selbstverständlich wieder online“. Das Projekt ist derzeit offline bzw. nur einschränkt verfügbar. Nachdem die technischen Betreiber mit „massiven Bedrohungen“ konfrontiert worden sind, sei es zu einem Wechsel der Betreiberfirma gekommen, erläuterte die Ministerin. Die Karte werde „demnächst wieder online gehen“, das habe auch das Institut für islamisch-theologische Studien der Universität Wien bestätigt.

(APA/Red.)

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