Im Zentrum der Ermittlungen steht der Ankauf der ungarischen MAV Cargo Ende 2008. Durchsuchungen wurden in der ÖBB-Zentrale und in Privatwohnungen von ÖBB-Managern durchgeführt.
[Wien/jaz] Die Vorwürfe sind nicht neu, erhielten nun aber frische Brisanz. So sollen Manager der ÖBB beim Kauf der ungarischen MAV Cargo im Jahr 2008 Schmiergeld gezahlt haben. Konkret geht es um eine Zahlung von 7,1 Mio. Euro an die winzige Firma Geuronet, die dafür „Beratungen“ gemacht haben soll, „Die Presse“ berichtete mehrfach. Am Montag wurden von der Staatsanwaltschaft Wien aufgrund eines Rechtshilfeansuchens aus Budapest Hausdurchsuchungen an mehreren ÖBB-Standorten und in Privatwohnungen der Manager durchgeführt, wie die Bahn einen Bericht des „Format“ bestätigte.
Konkret wurden die Büros von Ex-Güterverkehrsvorstand Gustav Poschalko sowie zwei weiteren hochrangigen Managern durchsucht. Poschalko ist zur Zeit nur noch als Berater der Staatsbahn tätig. 2008 meinte er zu den Vorwürfen, der ungarische Privatisierungsausschuss hätte nicht beeinflusst werden können, da „wir das beste Angebot mit dem höchsten Preis machten“.
ÖBB-Chef Christian Kern schaltete noch am Montag die interne Revision ein, die sich den gesamten Fall ansehen soll. Sollte sich dabei herausstellen, dass die ÖBB durch etwaige Schmiergeldzahlungen geschädigt wurden, werde eine entsprechende Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft gehen. Die Bahn sei an einer lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe interessiert.
Dass das Thema plötzlich wieder aktuell wird, dürfte indes kein Zufall sein. So sorgten die ungarischen Wahlen für eine neue Regierung, die im Sommer antrat.
("Presse"-Printausgabe, 5. Oktober 2010)