Warum der britische EU-Austritt endlich so hingenommen und die Regierung in London in ihre selbst gewählten Schranken gewiesen werden muss.
Es liegt in der menschlichen Psyche, dass wir gern die Entscheidungen anderer skeptisch beurteilen – nicht nur aus Angst vor Veränderung, sondern vor allem aus einer selbstgefälligen Rechtfertigung des eigenen Tuns. Sechs Monate nach dem Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt und fünf Jahre nach dem Brexit-Referendum lädt die Bilanz des Landes zur Schadenfreude aufseiten der EU-Länder ein, obwohl sie nur einen Teil der Wirklichkeit widerspiegelt. Die negativen Effekte sind offensichtlich, sie wurden jedoch durch die Coronakrise verstärkt, während die möglichen positiven Effekte dadurch geschmälert wurden.
Großbritannien hat seinen Weg gewählt. Der wirtschaftliche Einbruch war vielen Briten als Risiko für mehr Freiheit bewusst. Diese Freiheit von EU-Standards im Binnenmarkt, von strengen Wettbewerbsregeln und einer manchmal zweifelhaften Junktimierung mit Förderungen, hat noch keinen positiven wirtschaftlichen Effekt ausgelöst, weil die Pandemie selbst in jene britische Branchen hagelte, die sich durch den Brexit Erleichterungen erhofft hatten. Einstweilen schaut es düster aus für Großbritannien.