Leitartikel

Brexit ohne Wehklagen und Selbstgefälligkeiten

FILES-BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT-ANNIVERSARY
FILES-BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT-ANNIVERSARYAPA/AFP/JUSTIN TALLIS
  • Drucken

Warum der britische EU-Austritt endlich so hingenommen und die Regierung in London in ihre selbst gewählten Schranken gewiesen werden muss.

Es liegt in der menschlichen Psyche, dass wir gern die Entscheidungen anderer skeptisch beurteilen – nicht nur aus Angst vor Veränderung, sondern vor allem aus einer selbstgefälligen Rechtfertigung des eigenen Tuns. Sechs Monate nach dem Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt und fünf Jahre nach dem Brexit-Referendum lädt die Bilanz des Landes zur Schadenfreude aufseiten der EU-Länder ein, obwohl sie nur einen Teil der Wirklichkeit widerspiegelt. Die negativen Effekte sind offensichtlich, sie wurden jedoch durch die Coronakrise verstärkt, während die möglichen positiven Effekte dadurch geschmälert wurden.

Großbritannien hat seinen Weg gewählt. Der wirtschaftliche Einbruch war vielen Briten als Risiko für mehr Freiheit bewusst. Diese Freiheit von EU-Standards im Binnenmarkt, von strengen Wettbewerbsregeln und einer manchmal zweifelhaften Junktimierung mit Förderungen, hat noch keinen positiven wirtschaftlichen Effekt ausgelöst, weil die Pandemie selbst in jene britische Branchen hagelte, die sich durch den Brexit Erleichterungen erhofft hatten. Einstweilen schaut es düster aus für Großbritannien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Noch letztes Jahr hatte Brexit-Staatssekretär David Frost den EU-Austrittspakt als großen Erfolg gefeiert. Heute will er nichts mehr von ihm wissen.
Nordirland

Briten wollen Brexit-Deal neu verhandeln

Die Regierung in London will sich vom Nordirland-Protokoll lossagen, dem sie im Zuge der EU-Austrittsverhandlungen zugestimmt hat. Aus Brüssel kommt umgehend ein Nein.
In Nordirland gab es lautstarken Protest gegen die De-facto-Seegranze zwischen Nordirland und Großbritannien, da auf der Landgrenze der irischen Insel selbst keine Zölle kontrolliert werden dürfen.
Nordirland-Frage

Großbritannien will den Brexit-Deal wieder aufschnüren

Der britische Brexit-Minister Frost will über Änderungen an den Zollvereinbarungen in Nordirland verhandeln. Derzeit sind Kontrollen zwischen Irland und Nordirland nicht möglich, was wiederum zu einer „harten Seegrenze“ innerhalb des Königreichs führt.
Broken dunked rich tea biscuit
Brexit

Sechs Monate Brexit: Was es gekostet hat, den Club zu verlassen

Noch überschattet die Coronakrise alles. Aber die Folgen des britischen Austritts aus dem EU-Binnenmarkt werden mehr und mehr sichtbar. Ein Überblick.
Brexit

Nach dem Brexit: Warum der Five O'Clock Tea nun aus Irland kommt

Je kleiner ein Unternehmen und je sporadischer es mit Großbritannien zu tun hat, desto höher die Hürden im Handel.
BRITAIN-POLITICS-EU-BREXIT
Brexit

Galgenfrist für Rohwürste: EU will keinen Streit um Nordirland

Brüssel gibt den Briten drei zusätzliche Monate Zeit, um die Lieferungen von Frischfleisch nach Nordirland EU-rechtskonform zu machen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.