Das Nobel-Komitee geht auf Konfrontation mit China und gibt die Auszeichnung Liu Xiaobo, der wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" in Haft sitzt. China reagiert empört und nennt den Preisträger einen "Kriminellen".
Nach US-Präsident Barack Obama wird ein inhaftierter Menschenrechtler in China ausgezeichnet: Das Nobelkomitee in Oslo hat den Friedensnobelpreis 2010 an den zu elf Jahren Haft verurteilten Dissidenten und Schriftsteller Liu Xiaobo vergeben.
Die chinesische Regierung hat empört auf die Vergabe reagiert. Mit der Auszeichnung für den "Kriminellen" verstoße das Nobelpreiskomitee gegen seine eigenen Prinzipien, erklärte die Staatsführung in Peking.
Preis für "langen gewaltlosen Kampf"
Der norwegische Komiteechef Thorbjörn Jagland begründete am Freitag die Entscheidung mit dem "langen gewaltlosen Kampf für zentrale Menschenrechte" des Chinesen seinem Land. Der 54-Jährige sei zu elf Jahren Haft verurteilt worden, weil er seine politische Meinung verbreitet habe.
In der Begründung hieß es weiter: "In China sind die Freiheitsrechte weiter eindeutig eingeschränkt." Jagland bestätigte, dass Diplomaten der Regierung in Peking Druck auf das Osloer Komitee ausgeübt hätten, den weltberühmten Preis nicht an Liu Xiaobo oder einen anderen chinesischen Dissidenten zu vergeben.
Liu Xiaobo
Persönlich wird der Bürgerrechtsaktivist, Schriftsteller und Literaturprofessor, der maßgeblich an der vom Militär blutig niedergeschlagenen Demokratiebewegung von 1989 beteiligt war, die hohe Ehrung nicht entgegennehmen können. Wenn sie ihm am 10. Dezember in Oslo überreicht wird, wird er sich bereits mehr als sechs Jahre seines Lebens in Gewahrsam befunden haben.
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Komitee: "Sind völlig unabhängig"
Jagland stellte klar: "Wir sind völlig unabhängig in unseren Entscheidungen." Die Regierung in Peking hatte mit einer Verschlechterung der Beziehungen zu Norwegen gedroht, sollte der Dissident den Preis bekommen.
Die Begründung
Im letzten Jahr erhielt US-Präsident Barack Obama die Auszeichnung. Der Friedensnobelpreis ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert. Letzter deutscher Preisträger war 1971 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt.
Das norwegische Nobelkomitee ehrt den inhaftierten chinesischen Menschenrechtler und Schriftsteller Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis 2010, weil er lange und gewaltlos für fundamentale Menschenrechte in China gekämpft habe.
Mehr: Die vollständige Begründung
Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Liu haben chinesische Intellektuelle als Ermutigung für die demokratischen Kräfte in China gewertet. Dissidenten begrüßten am Freitag in Peking die Auszeichnung, die den Druck auf die chinesische Regierung verstärke.
Magenprobleme in Haft
Seine Frau Liu Xia berichtete kurz vor der Verleihung, Liu Xiaobos geistige Verfassung sei recht gut, doch leide er in der Haft immer wieder unter Magenproblemen. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er den Nobelpreis gewinnen würde", sagte Liu Xia der Nachrichtenagentur dpa. "Deswegen ist es umso schwerer, mir vorzustellen, wie sich alles entwickeln wird, nachdem er ihn bekommen hat."
(APA/re.)