Der Strom reißt nicht ab. Viele der in Litauen Gestrandeten wollen weiter nach Westeuropa ziehen. Frontex entsendet Grenztruppen.
Warschau/Vilnius. Die litauische Armee hat am Freitag mit dem Bau eines Grenzzauns zu Belarus in der Gegend des Kurorts Druskininkai begonnen. Auf rund 500 Metern wurden doppelte Stacheldrahtrollen gelegt, diese sollen durch einen festeren Maschendrahtzaun ergänzt werden. Insgesamt sei ein 30 Kilometer langer Zaun geplant, erklärte Grenzschutzsprecher Gedrus Mischutis. Der Zaun soll den illegalen Grenzübertritt von Hunderten von Flüchtlingen aus dem arabischen Raum seit Ende Juni vereiteln. Jeder dritte von ihnen wählte in den vergangenen Tagen diesen 30 Kilometer langen Grenzabschnitt in dem unübersichtlichen und dünn besiedelten Waldgebiet östlich von Druskininkai. Litauen hat eine über 500 Kilometer lange Grenze mit Belarus, die bisher weitgehend gemeinsam überwacht worden war. Doch Ende Juni hatte der Autokrat Alexander Lukaschenko der EU in einer Antwort auf neue Sanktionen gedroht, Flüchtlinge auf dem Weg in den Westen nicht mehr aufzuhalten.
Allein in der ersten Juliwoche sind in Litauen nun mehr Flüchtlinge eingetroffen als in den Jahren 2018 bis 2020. Zwar handelt es sich noch um verhältnismäßig geringe Zahlen – bisher sind 2021 knapp 1550 illegale Grenzübertritte zu vermelden –, doch bereits vor Wochenfrist rief Vilnius einen „Flüchtlingsnotstand“ aus. Es ginge dabei vor allem darum, schnelle Gegenmaßnahmen zu ermöglichen, erklärte Regierungschefin Ingrida Šimonytė.