Kritik

Der interessanteste „Jedermann“ seit Langem

Brillant: Lars Eidinger als reicher Mann und Edith Clever als Tod. Starke Bilder wie diese Pietà am Schluss prägen Michael Sturmingers Neuinszenierung von Hofmannsthals „Jedermann“ in Salzburg.
Brillant: Lars Eidinger als reicher Mann und Edith Clever als Tod. Starke Bilder wie diese Pietà am Schluss prägen Michael Sturmingers Neuinszenierung von Hofmannsthals „Jedermann“ in Salzburg.APA/BARBARA GINDL
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Verena Altenberger und Lars Eidinger zeigen eine zarte Lovestory. Auch Michael Sturmingers Neuinszenierung bei den Salzburger Festspielen erfreut meist.

Seit Peter Simonischek hat kein Jedermann seine Läuterung so glaubwürdig gestaltet wie Lars Eidinger. Der gebürtige Berliner, ein Publikumsliebling, auch Filmstar, Musiker, Maler, stellte sich Samstagabend als neuer reicher Mann im Festspielhaus vor. Eidinger zeigt diese klassische Figur als Burschen von heute: Ein tüchtiger Kerl, der schnell zu Geld kam, über Selbstbewusstsein und Tatkraft verfügt, ist hier zu erleben. Im privaten Bereich ist er leicht zu verunsichern, zeigt engagiert, aber manchmal unbeholfen, Sensibilität und Gefühl.

Die Premiere von Hofmannsthals Drama, das in den vergangenen Jahren teils poliert, teils aufgehübscht wurde, konnte heuer wegen Starkregens wieder nicht auf dem Domplatz stattfinden. Noch nie sah man die Salzach derart hoch und breit strömen. Im Großen Festspielhaus rührte das Tosen indes nicht vom Wasser, sondern von den Standing Ovations, mit denen ein vollzählig versammeltes Publikum den „Jedermann“ feierte. Michael Sturmingers Inszenierung verdient den Zusatz „neu“. Im Vergleich zu seiner nunmehr mythologisch orientierten Version wirkt seine vorherige Kreation rückblickend eher bemüht modisch (mit Party-Society und Krankenbett).

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