Präsident Kais Saied solle Stabilität wahren, fordert die Regierung in Kairo.
Tunis/Kairo. Tunesiens Präsident Kais Saied hat nach seiner Übernahme der Amtsgeschäfte den Rückhalt eines einflussreichen Nachbarn in der Region erhalten: Ägypten stellte sich offiziell hinter Saied und zeigte sich überzeugt, dass der Staatschef die aktuelle Krise „so bald wie möglich überwinden“ könne, teilte das Außenministerium in Kairo am Sonntag mit. Jegliche Gewalt gegen staatliche Einrichtungen müsse vermieden werden, um Stabilität zu wahren. Saied hatte vor knapp einer Woche seinen Regierungschef abgesetzt und das Parlament eingefroren. Der Präsident betont, sich im rechtlich zulässigen Rahmen der Verfassung zu bewegen, Kritiker sprechen von einem Putsch.
Dass Ägypten, wie auch Saudiarabien, den Präsidenten Rückendeckung gibt, hängt mit der islamisch-konservativen Ennahda-Partei zusammen, die sich mit Saied einen Machtkampf liefert. Für Kairo und Riad ist Ennahda eine Verbündete der islamistischen Muslimbrüder – und somit eine indirekte Bedrohung. Die USA forderten dagegen einen Plan, um Tunesien „schnell zurück auf den Pfad der Demokratie zu bringen“, teilte das Weiße Haus nach einem Telefonat von US-Sicherheitsberater Jake Sullivan mit Saied mit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2021)