Es wird wieder um die Pensionsanpassung gefeilscht. Doch die Baustellen im österreichischen Pensionssystem sind größer. Wie soll es in Zukunft weitergehen? Und: Vertrauen Sie noch dem staatlichen Pensionssystem? Diskutieren Sie mit!
Um 1,7 Prozent dürften nächstes Jahr die Pensionen im Durchschnitt steigen. Auch heuer wird es wieder eine sozial gestaffelte Erhöhung geben.
Doch diese Vorgangsweise ist nicht unumstritten. So hat sich etwa der Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt, Winfried Pinggera, gegen eine Staffelung ausgesprochen. Pinggera, der einst im Kabinett von Wolfgang Schüssel (ÖVP) arbeitete, begründet seine Ablehnung damit, dass das Versicherungsprinzip ausgehebelt und letztendlich auch das Vertrauen in die Pensionen insgesamt untergraben werde. Stattdessen solle es Ausgleichszahlungen geben. Auch Ingrid Korosec, Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes, teilt die Ansicht Pinggeras. Mehr dazu lesen Sie hier.
"Presse"-Innenpolitikredakteur Martin Fritzl ist der Meinung, dass es drängendere Themen als gerechte Pensionen gibt. Die Fragestellung, die ihn in einem Kommentar beschäftigt: „Wie schafft man es, angesichts steigender Lebenserwartung und einer Boomer-Generation, die in den kommenden Jahren das Pensionsalter erreicht, das gesamte System noch am Laufen zu halten?“ Und er hat auch eine Antwort darauf: das Pensionsantrittsalter müsse erhöht werden, "am besten automatisch gekoppelt an die Erhöhung der Lebenserwartung".
Das Antrittsalter ist in der Tat immer noch eines der größten Probleme, das zeigt auch ein Bericht der EU-Kommission. Demnach gehen die Österreicher viel früher in Pension als andere EU-Bürger. Jakob Zirm berichtet: „Läge das Antrittsalter auf EU-Niveau, würde das Milliarden für den Staat bringen."
Eine Maßnahme, um das Alter anzuheben: Ab 2024 sollen Frauen schrittweise später in Pension gehen. Doch was, wenn sie nicht können? Eine Studie (im Auftrag der Arbeiterkammer) zeigt: Viele Frauen schaffen es jetzt schon nicht, bis zum Pensionsantrittsalter von 60 gesund im Job zu bleiben. Matthias Auer berichtet.
Wenig überraschend: Auch die Junge Industrie (JI) ist unzufrieden mit dem Pensionssystem in Österreich. Vorsitzender Matthias Unger schreibt in einem Gastkommentar: „Während in Österreich z. B. im ländlichen Raum noch immer zu wenig elementarpädagogisches Angebot vorhanden ist, um Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen, zucken wir im Pensionsbereich nicht einmal mit der Wimper, wenn wieder ein paar Milliarden mehr ausgegeben werden. Zukunftsorientiert ist das nicht.“ Ein Lösungsansatz sieht er im beitragsorientierten „schwedischen Modell“.
Das Misstrauen in das staatliche Pensionssystem ist jedenfalls während der Coronakrise gestiegen: „28 Prozent der Österreicher wollen sich nicht mehr allein auf die staatliche Pension verlassen“, berichtet Beate Lammer.
(sk)
Diskutieren Sie mit: Wie kann Österreich das Pensionssystem in Zukunft funktionieren? Wo sind die größten Baustellen? Wie zufrieden sind Sie mit den jetzigen Pensionen? Oder: Was machen Sie für Ihre persönlichen Pensionsvorsorge?