USA/Afghanistan

Trump wirft Biden vor, sich den Taliban "ergeben" zu haben

Gerät wegen des Eroberungsfeldzugs der radikalislamischen Taliban in Afghanistan in den Fokus der Kritik: US-Präsident Joe Biden.
Gerät wegen des Eroberungsfeldzugs der radikalislamischen Taliban in Afghanistan in den Fokus der Kritik: US-Präsident Joe Biden.(c) REUTERS (EVELYN HOCKSTEIN)
  • Drucken

Die Republikaner bezeichnen die Geschehnisse als „hektische Evakuierung“, die USA hätten die Möglichkeit gehabt, „diese Katastrophe zu vermeiden“. Ex-Präsident Trump erklärt, unter seiner Führung, wäre der Truppenrückzug „komplett anders“ verlaufen.

US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Kreuzfeuer der Republikaner. Der "verpfuschte Abzug" aus Afghanistan und die "hektische Evakuierung" von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein "beschämendes Versagen der amerikanischen Führung", sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, am Sonntag (Ortszeit). Die USA hätten die Möglichkeit gehabt, "diese Katastrophe zu vermeiden".

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinem Nachfolger Biden vorgeworfen, sich den Taliban "ergeben" zu haben. Biden habe mit seiner Afghanistan-Politik "das Vertrauen in die Macht und den Einfluss Amerikas zerstört", erklärte Trump am Montag. Die Folgen des Abzugs der US-Truppen wären unter Führung seiner Regierung "komplett anders" gewesen, behauptete Trump.

Trump wollte Afghanistan-Rückzug schon im Mai

Trump hatte den Abzug der US-Truppen als Präsident durch ein Abkommen mit den Taliban auf den Weg gebracht. Wenn es nach Trump gegangen wäre, hätten die US-Soldaten Afghanistan schon im Mai verlassen. Biden verzögerte den Abzug, hielt im Grunde aber an dem Vorhaben seines Vorgängers fest. Im Frühjahr kündigte er an, dass die damals noch rund 2.500 verbliebenen Soldaten bis zum 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September Afghanistan verlassen sollten. Zuletzt wurde das Abzugsdatum auf Ende August vorgezogen.

Trumps früherer nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagte dem Radiosender NPR am Montag, dieser hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Der Präsident habe an der von Trump vorgegebenen "falschen" Politik festgehalten, sagte Bolton. Trump hatte Bolton 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.

Die prominente Republikanerin Liz Cheney erklärte: "Was wir gerade in Afghanistan erleben, ist das, was passiert, wenn sich Amerika aus der Welt zurückzieht." Der damalige Präsident Donald Trump und Biden würden dafür die Verantwortung tragen, sagte sie dem Sender ABC. Die Verbündeten der USA würden sich fragen, ob sie überhaupt auf die Vereinigten Staaten zählen könnten, sagte Cheney. Sie ist die Tochter des früheren Vize-Präsidenten Dick Cheney.

„Al-Qaida wird wieder auftauchen"

Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Terrorgruppe al-Qaida in Afghanistan wieder auftauche, schrieb der republikanische Senator Lindsey Graham auf Twitter. "Präsident Biden scheint sich der terroristischen Bedrohung, die von einem von den Taliban regierten Afghanistan ausgeht, nicht bewusst zu sein." Biden hatte den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan immer wieder vehement verteidigt. Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz würden keinen Unterschied machen, hatte Biden erst am Samstag betont.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-Präsident Joe Biden landet mit einem Hubschrauber in Camp David.
Afghanistan

Bericht: Biden wusste, dass Kabul rasch an die Taliban fallen würde

Die „New York Times“ berichten, die Geheimdienste hätten schon vor einer baldigen Taliban-Übernahme der afghanischen Hauptstadt gewarnt, als US-Präsident Biden noch erklärte, dies sei höchst unwahrscheinlich.
Josep Borrell während des virtuellen EU-Außenministertreffens mit Thema Afghanistan am Dienstag.
Afghanistan

EU will direkt mit Taliban reden, Österreich schickt Evakuierungs-Team

„Die Taliban haben den Krieg gewonnen“, sagt der EU-Außenbeauftragte Josep Borell. Das bedeute aber keine offizielle Anerkennung der Islamisten. Österreich schickt für die rund 25 verbliebenen Staatsbürger ein Hilfsteam nach Kabul.
Joe Biden nach seiner TV-Ansprache, in der er den US-Bürgern zu erklären versuchte, warum sich die USA aus Afghanistan zurückgezogen hatten.
Analyse

Das Afghanistan-Debakel und die Frage nach der Schuld

US-Präsident Joe Biden schiebt so ziemlich allen anderen die Verantwortung für das Desaster in Afghanistan zu, nur sich selbst nicht. Jeder US-Präsident hatte sein Scherflein zu dem Desaster beigetragen.
Russia, Uzbekistan and Tajikistan hold military drills near Afghan border in Khatlon Region
Manöver und Verstärkungen

Russland und Tadschikistan wappnen sich gegen Gefahr aus Afghanistan

Die russische Militärbasis 201 nahe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe wird verstärkt, es gibt neue Manöver. Teile der afghanischen Luftwaffe sind nach Tadschikistan und Usbekistan geflohen. Dort sowie in Russland geht die Sorge vor Infiltrationsversuchen der Taliban um.
Der türkische Verteidigungsminister Akar inspiziert die Grenzmauer zum Iran.
Flucht aus Afghanistan

Die Türkei schottet sich mit Mauer gegen Flüchtlinge ab

Der türkische Präsident Erdoğan gerät unter Druck der Opposition. Er verspricht, mit einer Mauer zum Iran die Ankunft weiterer Afghanen zu verhindern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.