Der Vorsprung der Union auf die SPD schmilzt. Es gibt heftige Kritik an Kanzlerkandidat Laschet, der am Samstag die Wende einläuten will.
Berlin. In der Union liegen gut fünf Wochen vor der Wahl die Nerven blank: Abgeordnete von CDU/CSU zittern um ihre Mandate und die Parteienfamilie um Platz eins. Der Vorsprung auf die SPD schmilzt nun auch in einer infratest-Umfrage auf zwei Prozentpunkte – 23 zu 21. Am Freitag sollen einzelne Abgeordnete in einer Sitzung der CDU/CSU-Fraktion ihren unpopulären Kanzlerkandidaten Armin Laschet attackiert haben: Die Abgeordnete Sylvia Pantel forderte Laschet Berichten zufolge auf, „Konsequenzen zu ziehen, wenn in zwei Wochen die Umfragewerte nicht besser werden“. Es sei besser, „kurz und schmerzhaft zu reagieren, als gemeinsam unterzugehen“, wurde die CDU-Politikerin von der „Bild“-Zeitung zitiert. Pantel stammt übrigens just aus Laschets Heimat Nordrhein-Westfalen.
Auch in einer WhatsApp-Gruppe von Mitarbeitern der Parteizentrale, Bundestagsabgeordneten und Mitgliedern vor Ort regiert offenbar der Frust. „Wir wussten nicht, wo wir die Laschet-Plakate hinhängen sollen, sodass wir den wenigsten Schaden machen. Am Ende hängt man sie dort auf, wo uns im Zweifel eh nur wenige Leute wählen“, zitiert der „Spiegel“ aus den Chatprotokollen einen Wahlkämpfer. Schon am Donnerstag hatte CSU-Chef Markus Söder die Lage der Union als „dramatisch“ beschrieben. Er sieht die CDU/CSU vor der „schwersten Herausforderung seit 1998“. Damals war Helmut Kohl (CDU) nach 16 Jahren an der Macht von Gerhard Schröder (SPD) abgelöst worden.