Afghanistan-Krise

Mehrere Raketen auf Flughafen Kabul abgefeuert

Schäden nach Raketenangriffen auf Kabul
Schäden nach Raketenangriffen auf Kabul(c) REUTERS (STRINGER)
  • Drucken

Mitten in der Endphase der Evakuierungen gab es einen weiteren Raketenangriff. Frankreich und Großbritannien wollen sich heute für die Schaffung einer "sicheren Zone" in Kabul einsetzen.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul hat es einem Medienbericht zufolge erneut einen Raketenangriff gegeben. Am Montagmorgen (Ortszeit) seien aus dem Norden der Stadt mehrere Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden, schrieb der lokale Fernsehsender ToloNews mit Berufung auf Augenzeugen auf Twitter. Der Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter, dass mindestens fünf Raketen in Richtung Flughafen abgefeuert worden seien.

Der IS erklärte via Telegram-App, für den Raketenangriff verantwortlich zu sein. Die Soldaten des Kalifats hätten demnach sechs Katjuscha-Raketen abgefeuert.

Ersten Berichten zufolge habe es keine Opfer unter den Amerikanern gegeben. Die Raketen seien von einem Raketenabwehrsystem abgefangen worden. In Kabul seien jedoch an mehreren Stellen Raketen eingeschlagen, meldete die Agentur Pajhwok. Am Montag soll eine UN-Sicherheitszone in Kabul besprochen werden. 

Der Vorfall unterstrich, wie gefährlich der unter Hochdruck laufende Einsatz auch in den letzten Stunden vor Ablauf der mit radikalislamischen Taliban vereinbarten Frist am Dienstag bleibt. 

Evakuierungsmission endet

US-Präsident Joe Biden hatte am Sonntag vor möglichen weiteren Anschlagen rund um den Flughafen Kabul gewarnt. Erst am Donnerstag waren bei einem Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) am Flughafen Kabul mindestens 13 US-Soldaten - und -soldatinnen sowie zwei Briten ums Leben gekommen. Die Angaben über die afghanischen Todesopfer schwanken, Sender wie CNN sprachen von bis zu 200 Toten.

Der IS hat bereits in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Ziele in Kabul mit Raketen angegriffen. Die militärische Evakuierungsmission vom Flughafen Kabul geht indes unter extrem gefährlichen Bedingungen in ihre Endphase. Gleichzeitig laufen internationale Bemühungen weiter, auch nach dem bis Dienstag geplanten vollständigen Abzug der US-Streitkräfte Menschen eine sichere Ausreise aus Afghanistan ermöglichen zu können. In Kabul spitzt sich unterdessen auch der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu.

Schaffung einer "sicheren Zone"

Am Montag wollen UN-Generalsekretär António Guterres und die Vertreter der ständigen Sicherheitsrats-Mitglieder über eine mögliche UN-Sicherheitszone in Kabul sprechen. Frankreich und Großbritannien wollen das im UN-Sicherheitsrat durchsetzen. "Unser Resolutionsentwurf zielt darauf ab, eine Sicherheitszone in Kabul zu definieren, die eine Fortsetzung der humanitären Operationen ermöglicht", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron der Zeitung "Le Journal du Dimanche". US-Außenminister Antony Blinken will den weiteren Umgang mit Afghanistan unter anderem mit Vertretern Deutschlands, Katars, der Türkei und der EU besprechen.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas zeigte sich am Sonntag während eines Besuchs im türkischen Antalya offen für den französischen Vorschlag. Ob das dann die Vereinten Nationen oder einzelne Länder mit "Kommunikationskanälen" zu den militant-islamistischen Taliban machen sollten, "muss man sehen", sagte Maas nach einem Gespräch mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Maas wollte seine Reise am Montag in Usbekistan fortsetzen. Er besucht insgesamt fünf Länder, die eine Rolle bei weiteren Bemühungen um die Ausreise Schutzsuchender spielen.

Erklärung über Reisegenehmigungen

In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung von mehr als 20 Ländern - darunter die USA und Deutschland - hieß es, man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass "alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen".

US-Außenminister Anthony Blinken telefonierte nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi. Es sei darum gegangen, die Taliban für ihre Zusagen für das sichere Reisen von Afghanen und anderen Staatsangehörigen zur Verantwortung zu ziehen. Chinas Außenminister Wang Yi machte die USA für die "chaotische" Situation in Afghanistan mitverantwortlich. Der Krieg in Afghanistan habe sein Ziel, terroristische Kräfte zu beseitigen, nicht erreicht, sagte er laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua in dem Telefonat mit Blinken. Der übereilte Abzug der US- und NATO-Truppen würde nun wahrscheinlich dazu führen, dass Terrororganisationen zurückkehren würden.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.