Statt Generalsanierung

„Asfinag in der Pflicht“: Platter drängt bei Tiroler Luegbrücke auf Tunnel

Tirols LH Günther Platter (ÖVP) fordert ein Gesamtkonzept für die Brennerautobahn.
Tirols LH Günther Platter (ÖVP) fordert ein Gesamtkonzept für die Brennerautobahn.APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Anstelle der von der Asfinag vorgesehenen Generalsanierung zieht Tirols Landeshauptmann eine Tunnellösung in Betracht. Damit stellt er sich gegen Klimaschutzministerin Gewessler. Die Asfinag winkte aber ohnehin erneut ab.

Tirols LH Günther Platter (ÖVP) fordert die Asfinag im Streit um den Neubau der Luegbrücke auf der Brennerautobahn (A 13) bei der Gemeinde Gries am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) zum Einlenken auf. Gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" (Dienstagsausgabe) drängte er auf eine Tunnellösung anstelle der von der Asfinag vorgesehenen Generalsanierung der Brücke. Platter bringt damit auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) unter Druck. Die Asfinag winkte aber erneut ab.

Gewessler hatte sich zuletzt - untermauert durch eine externe Überprüfung der Projektpläne - auf die Seite der Asfinag gestellt, und sich ebenfalls für eine Generalsanierung der Luegbrücke ausgesprochen. Diese solle abgetragen und an selber Stelle - vergrößert um einen Pannenstreifen pro Fahrtrichtung - wieder errichtet werden. Vehement dagegen waren Bürgermeister der 17 Gemeinden im Stubai- und Wipptal. Sie forderten in einer Resolution Land, Bund und die EU zu einem Gesamtkonzept für die Verkehrsentlastung entlang der Brennerachse auf, und forderten wiederholt eine Tunnellösung.

"Ich stelle mich hier ganz klar auf die Seite der Gemeinden und Bürgermeister, denn es braucht für die Brennerautobahn ein Gesamtkonzept, um den Straßenverkehr in die richtigen Bahnen zu lenken", betonte Platter nun gegenüber der "TT". Das Land stehe "ohne jeden Zweifel hinter der transitgeplagten Bevölkerung". Die Resolution zeige einmal mehr, dass die Belastungsgrenzen für Mensch, Natur und Infrastruktur längst erreicht seien.

Der Landeshauptmann sah die Asfinag "in der Pflicht" und forderte den Autobahnbetreiber nicht nur auf, die Bevölkerung miteinbeziehen, sondern auch eine Lösung zu finden, die "die Verkehrsbelastung bestmöglich reduziert". In Summe passierten laut Erhebungen der Asfinag bereits mehr als 1,6 Millionen Lkw und mehr Pkw als im Vor-Corona-Jahr die Transitroute.

Asfinag hält an Umsetzung fest

Die Asfinag argumentierte in einer Stellungnahme am Dienstag erneut für die Brückenlösung und betonte, dass man weiterhin an der Umsetzung arbeiten werde. "Ein Tunnelbetrieb würde für Verkehrschaos sorgen", war sich der Autobahnbetreiber sicher. Beim Verkehrsaufkommen auf der Brennerautobahn würde ein Tunnel "für Ausweichverkehr und Verkehrsbehinderungen sorgen", "mehrere Sperren bzw. Blockabfertigungen aufgrund von Rückstaus" wären bei dem intensiven Verkehr wie in den vergangenen Wochen "unvermeidlich gewesen".

Man sei der von Platter geforderten "ergebnisoffenen Diskussion" nachgekommen, indem ein "externes Gutachten zur Prüfung von Brücken- und Tunnellösung" unter der Federführung von Ex-BBT-Chef Konrad Bergmeister erstellt wurde, das eine Wiederrichtung empfohlen habe. Außerdem werde an einem vom Tiroler Landtag geforderten Gesamtkonzept für die Brennerautobahn gearbeitet, hielt der Autobahnbetreiber fest. "Die Einbindung der betroffenen Gemeinden und Landesstellen in die Entscheidungsprozesse" werde zudem fortgeführt, hieß es.

"Die Zeit bei der Luegbrücke drängt", so die Asfinag weiter. "Mögliche Verkehrsbehinderungen durch Einspurigkeiten oder eine Sperre der in die Jahre gekommenen Brücke sind also keine 'Drohung', sondern eine Tatsache, auf die die Asfinag bereits seit Jahren hingewiesen hat".

Tirols Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) hatte bereits zu Beginn der Debatte festgehalten, dass für ihn nur eine Tunnellösung in Frage komme. Dass auch die (Transport-) Wirtschaft im Sinne einer Verkehrsreduktion umdenken müsse, stellte Walser dabei nicht in Abrede. Er schlug ein Treffen vor, um "gemeinsam mit der Wirtschaft zu überlegen, wo es Verbesserungen zu machen gilt".

Neos verwundert über „Sinneswandel"

Die Tiroler Neos begrüßten indes Platters Engagement für den Tunnel, zeigten sich allerdings verwundert über den "Sinneswandel" Platters. "Letztes Jahr klang das noch ganz anders. Da sollte dem Gutachten von Platters liebstem Berater Konrad Bergmeister Folge geleistet werden, egal wie das Ergebnis aussehe", sagte LAbg. Andreas Leitgeb, der die anstehenden Gemeinderatswahlen als Begründung ins Spiel brachte. Wichtig sei allerdings, "dass der Tunnel tatsächlich kommt". Platter solle seine Einflussmöglichkeiten auf die Bundesregierung, insbesondere auf Verkehrsministerin Gewessler nutzen, um auch in Wien das dringend nötige Umdenken herbeizuführen", forderte Abg. Johannes Margreiter in einer Aussendung.

Auch die FPÖ ortete hinter Platters Aussagen "reines ÖVP-Vorwahlgeplänkel". "LH Platter soll Farbe bekennen und den Luegtunnel umsetzen, und die Entscheidung nicht auf die Asfinag abwälzen, denn in Österreich bestimmt und entscheidet immer noch die Politik", meinte Landesparteiobmann Markus Abwerzger. Er solle sich diesbezüglich "in Wien durchsetzen" und sagte in Richtung Gewessler, dass "leider seit dem Eintritt der Grünen in die Regierung keine Infrastrukturprojekte mehr umgesetzt werden".

(APA)

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