Artefakt

"Deltakron": Die Misch-Variante existiert vermutlich nicht

Ein Bild aus der zyprischen Hauptstadt Nikosia vom 5. Jänner, wo derzeit die Omikron-Welle zu hohen Neuinfektionszahlen führt (siehe Grafik am Ende des Artikels).
Ein Bild aus der zyprischen Hauptstadt Nikosia vom 5. Jänner, wo derzeit die Omikron-Welle zu hohen Neuinfektionszahlen führt (siehe Grafik am Ende des Artikels).REUTERS
  • Drucken

Der angebliche Nachweis eines Coronavirus mit Eigenschaften von Delta und Omikron in Zypern geht Experten zufolge auf Verunreinigungen während der Analyse zurück, was dann „Artefakt“ genannt wird.

Der vermeintliche Nachweis einer Misch-Variante aus Delta und Omikron in Zypern geht Experten zufolge wohl auf Verunreinigungen während der Analyse zurück. "Diese Genome sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Artefakte", erläuterte Richard Neher von der Universität Basel (Schweiz), führender Experte für Virusvarianten, der Deutschen Presse-Agentur. Artefakt ist ein in der Wissenschaft (und Kunst) gebrauchtes Wort mit lateinischen Wurzeln - es bedeutet in etwa „künstlich hergestellt/gemacht“. Diese Vermutung äußerte auch der österreichische Virologe Andreas Bergthaler Sonntagabend in der ORF-Sendung „ZiB 2 am Sonntag“.

Die Omikron-Mutationen, die hier in einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden, beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination sei. Ähnlich äußerten sich weitere Experten bei Twitter, etwa die WHO-Expertin Maria van Kerkhove: Das Ergebnis gehe wahrscheinlich auf Verunreinigungen beim Sequenzieren zurück.

Zyprer Forscher will 25 Fälle identifiziert haben

Zuvor kursierten Berichte mit Verweis auf ein Interview mit dem örtlichen Sender Sigma TV, denen zufolge Leontios Kostrikis von der Universität Zypern 25 Fälle identifiziert haben will, in denen eine Mischvariante aus Delta und Omikron - Deltakron genannt - Ursache der Infektionen war.

"Es ist zwar durchaus möglich, dass es Rekombinanten gibt, aber bisher wurden keine größeren Ausbrüche mit solchen Varianten beobachtet", betonte Neher. "Diese Genome aus Zypern sind vermutlich keine Rekombinanten."

Auch ein Mitglied des griechischen Krisenstabes für die Corona-Pandemie, Gikas Magiorkinis, erklärte, dass Kostrikis' Schlüsse falsch seien. "Erste Analysen zeigen, dass es sich um einen technischen Fehler des Labors handelt", twitterte der Epidemiologe. Kostrikis selbst allerdings wollte eine Fehleinschätzung zunächst nicht einräumen, er beharrte am Montag auf seinen Ergebnissen.

Mitreden: Wie sinnvoll sind die neuen Corona-Maßnahmen? Diskutieren Sie mit!

>>> Hier geht's zum Forum

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.