Australian Open

Djokovic von sozialen Netzwerken überführt

Novak Djokovic hat noch keine Gewissheit über seine Teilnahme an den Australian Open.
Novak Djokovic hat noch keine Gewissheit über seine Teilnahme an den Australian Open. (c) APA/AFP/OSCAR DEL POZO (OSCAR DEL POZO)
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Wird Novak Djoković eine falsche Angabe bei der Einreise zum Verhängnis? Bis zur Entscheidung ist der Serbe als Nummer eins des Turniers gesetzt, Politiker telefonieren.

Melbourne. Nur auf den ersten Blick wirkt alles wie immer. Novak Djoković trainierte auch am Dienstag mit seinem Team in der Rod Laver Arena, um sich auf die am kommenden Montag beginnenden Australian Open vorzubereiten. Doch ob der ungeimpfte Weltranglistenerste dann überhaupt nach seinem zehnten Melbourne-Sieg, es wäre sein 21. Grand-Slam-Triumph mit dem er den alleinigen Allzeitrekord vor Roger Federer und Rafael Nadal (je 20) halten würde, greifen darf, ist nach wie vor nicht geklärt.

Die Veranstalter um den inzwischen ebenfalls heftig in die Kritik geratenen Turnierboss Craig Tiley veröffentlichten am Dienstag schier unbeirrt einmal die Setzliste mit Djoković an der Spitze, dabei herrscht einen Tag nach der Gerichtsentscheidung zugunsten von Djokovic weiter keine Gewissheit über seine Teilnahme. Vor einer Entscheidung der Regierung um den zuständigen Einwanderungsminister Alex Hawke, der das Visum des Serben noch immer aufheben kann, geriet Djokovic durch weitere Details aus einem Einreiseformular in Bedrängnis.

Training in Spanien

Wie australische Medien am Dienstag berichteten, entspricht eine Angabe in dem bei der Einreise vorgelegten Dokument nicht der Wahrheit. Djoković war entgegen der Auskunft in den 14 Tagen vor dem Flug nach Australien auf Reisen gewesen. Durch in sozialen Netzwerken veröffentlichte Fotos und Videos lässt sich nachvollziehen, dass der in Monaco lebende Sportler sich im fraglichen Zeitraum vor der Anreise nach Down Under sowohl in seiner Heimat Serbien wie auch in Spanien zum Training aufgehalten hat.

Ob dies Einfluss hat auf die Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke, der die Befugnis hat, das Visum des Serben aufzuheben, oder in diesem Zusammenhang relevant ist, war zunächst unklar. Grundsätzlich werden falsche Angaben auf dem Formular als schwerwiegendes Vergehen bezeichnet.

Djoković war in der vergangenen Woche die Einreise ins Land verweigert worden, weil er nicht gegen das Coronavirus geimpft ist und den Behörden die Dokumentation seiner medizinischen Ausnahmegenehmigung nicht ausreichte. Am Wochenende war er deswegen in einem Abschiebe-Hotel in Melbourne untergebracht. Weil die Grenzbeamten ihm allerdings nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zugestanden hatten, wurde die Entscheidung im Laufe einer Gerichtsverhandlung am Montag gekippt.

ATP übt Kritik

Die offensichtlichen Unklarheiten bei den Einreisebestimmungen nach Australien hat nun die Herren-Profitennisorganisation ATP kritisiert. Man respektiere die Opfer der australischen Bevölkerung während der Corona-Pandemie und die strengen Regeln des Landes, heißt es in einer veröffentlichten Stellungnahme. Komplikationen in den vergangenen Tagen im Zusammenhang mit der Einreise von Spielern nach Australien hätten allerdings die Notwendigkeit von mehr Eindeutigkeit und einer klareren Kommunikation und Anwendung der Regeln gezeigt.

Die Ereignisse, die zur Gerichtsverhandlung über Novak Djokovićs Einspruch gegen sein entzogenes Visum geführt hätten, seien schädlich für alle Beteiligten und insbesondere für das Wohlergehen des Weltranglistenersten sowie dessen Vorbereitung auf die Australian Open. Grundsätzlich betonte die ATP, die Impfung gegen das Coronavirus zu befürworten und ermunterte noch einmal alle Spieler dazu.

Auf politischer Ebene führten Australiens Premierminister Scott Morrison und seine serbische Amtskollegin Ana Brnabic ein Telefonat zu dem Fall. Darin habe Morrison die  nicht-diskriminierende  Grenzpolitik Australiens und ihre Rolle beim Schutz des Landes während der Corona-Pandemie erläutert, schrieb die Nachrichtenagentur AAP. Brnabic soll nach Angaben des staatlichen serbischen Senders RTS gefordert haben, dass Djokovic mit Würde zu behandeln sei. Die Premierministerin habe insbesondere die Bedeutung der Trainingsbedingungen für Djokovic hervorgehoben – sollte er am Montag aufschlagen dürfen.

(red.)

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