Morgenglosse

Die EZB darf nicht mehr nur hoffen, sie muss agieren

FILE PHOTO: ECB President Lagarde takes part in a news conference, in Frankfurt
FILE PHOTO: ECB President Lagarde takes part in a news conference, in FrankfurtREUTERS
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Die aktuelle Führungsriege der Europäischen Zentralbank hofft weiterhin darauf, dass die Inflation nur „temporär“ ist. Der wichtigsten ökonomischen Institution Europas tut sie damit nichts Gutes.

Statt sich wie erhofft abzuschwächen, ist die Inflation in der Eurozone neuerlich angestiegen. 5,1 Prozent waren es im Jänner, wie die Statistiker von Eurostat am Mittwoch bekannt gaben. Eine Zahl, die nicht nur bei den europäischen Konsumenten mit einem Seufzer aufgenommen worden sein dürfte, sondern auch in der Europäischen Zentralbank. Denn für diese ist die Inflationsrate der entscheidende Wert. Das Ziel lautet, eine Teuerung von zwei Prozent zu erreichen. Liegt die Inflation darunter - wie über lange Jahre in der jüngeren Vergangenheit -, dann muss die EZB- mit einer lockeren Geldpolitik danach trachten, sie zu heben. Liegt sie jedoch wie aktuell darüber, dann muss die EZB reagieren und die Geldpolitik straffen, so weh das dem einen oder anderen hochverschuldeten Staat auch tun würde.

Bisher versucht man sich bei der EZB jedoch mit folgendem Argument aus der Affäre zu ziehen: Die Inflation sei zwar hoch, das sei aber nur temporär, heißt es etwa von EZB-Chefin Christine Lagarde regelmäßig zu dem Thema. Sie folgt damit der Linie von Philip Lane, dem irischen Chefökonomen der Zentralbank, der als Verfechter einer besonders lockeren Geldpolitik bekannt ist.

Doch immer mehr Ökonomen und Bürger wollen der Geschiche der temporären Teuerung nicht mehr glauben. Nicht zuletzt, nachdem die US-Notenbank Fed dieses Wort bereits vor rund zwei Monaten aus dem Sprachgebrauch entfernt hat, weil es einfach nicht mehr zutreffe. So stimmt es zwar, dass das gegenwärtige Niveau sich ab Mitte des Jahres wieder abschwächen wird. Dennoch erwarten viele Volkswirtschaftler, dass die Inflation für längere Zeit über dem Wert von zwei Prozent bleiben wird.

Dass die EZB bei ihrer heutigen Sitzung bereits einen echten Kurswechsel vollzieht, gilt als ausgeschlossen. Dennoch wäre es notwendig, zumindest verbal die Realität anzuerkennen und sich von den bisherigen Hoffnungen auf ein baldiges Vorbeigehen dieser zu verabschieden. Sonst könnte das Vertrauen der Bürger und Märkte in diese wichtige Institution weiter erschüttert werden.

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