Öl

In Deutschland wird Speiseöl gehamstert

15.03.2022 Dortmund Vor leeren Regalen stehen die Verbraucher jetzt oft , wenn sie nach Sonneneblumen�l oder preiswertem
15.03.2022 Dortmund Vor leeren Regalen stehen die Verbraucher jetzt oft , wenn sie nach Sonneneblumen�l oder preiswertem(c) IMAGO/Anja Cord
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Der Großhandelskonzern Metro rationiert in Deutschland Speiseöl. Was das mit der Ukraine zu tun hat – und mit den hohen Spritpreisen.

In manchen Supermärkten in Deutschland sind die Regale mit Speiseöl halb leer. Die Nachfrage nach Öl und auch anderen haltbaren Lebensmitteln übersteigt das Angebot, worauf nun der Großhandelskonzern Metro reagiert: Er rationiert in seinen deutschen Märkten vorübergehend die Abgabemenge von einzelnen Produkten. Grundsätzlich sei die Warenversorgung aber gesichert, betont der Konzern. Frische Ware sei auf dem Weg. Es gebe aus Sicht der Metro keinen Grund, zusätzliche Vorräte anzulegen.

Hamsterkäufe sind ein Grund, warum diese Lebensmittel mancherort ausverkauft seien. Ein Sprecher von Metro führt die Knappheit außerdem auf Hilfsgüterkäufe zurück. Besonders gefragt in Deutschland ist Speiseöl auch, weil es als günstiger Benzin- oder Dieselersatz im Autotank landet. Autofahrerklubs warnen davor, weil der Motor stark darunter leidet.

Kein Mangel in Österreich

In Österreich ist der Trend (noch) nicht angekommen. "Wir vermerken derzeit keine gesteigerte Nachfrage und haben auch keine Engpässe beim Speiseöl zu befürchten", sagte eine Sprecherin der Billa-Mutter Rewe dem "Kurier" (Dienstagsausgabe). Bei Adeg, Billa, Penny & Co. sind auch Vorratskäufe von Nudeln, Konserven oder anderen länger haltbaren Lebensmitteln nach eigenen Angaben derzeit kein Thema.

Bei Spar gibt es weder Lieferengpässe, noch kann man ein verändertes Konsumverhalten der Kunden feststellen. Einige Artikel werden verstärkt nachgefragt, sagte eine Hofer-Sprecherin. Welche Artikel das sind, will der Diskonter aber nicht bekanntgeben. Es gelte aber ohnehin die Regel, dass man Waren nur in "Haushaltsmengen" abgebe.

Sonnenblumenöl könnte knapp werden

Marktbeobachter befürchten mittelfristig einen Sonnenblumenöl-Engpass in Europa aufgrund des Ukraine-Kriegs. Denn die Ukraine ist das weltweit größte Anbauland für Sonnenblumen. Auch Russland gehört zu den weltweit größten Anbietern. Das Sonnenblumenöl in Österreich stamme aber zu 86 Prozent von heimischen Lieferanten, so die Rewe-Sprecherin. Mögliche Ausfälle der Ukraine würden nicht ins Gewicht fallen.

In Spanien ist die Situation anders. Das Land ist vor allem bei Sonnenblumenöl von der Ukraine abhängig. Insgesamt 62 Prozent des spanischen Bedarfs kamen zuletzt aus dem umkämpften Land. In manchen spanischen Supermärkten sind deswegen Sonnenblumenöl und Mehl ausverkauft oder die Abgabe ist begrenzt.

Spanien produziert vor allem Olivenöl, das jedoch teurer ist. Das preisgünstige Rapsöl wird nach einem Giftöl-Skandal 1981 mit Tausenden Toten von den Kunden gemieden und deshalb kaum angeboten. Straßenhändler hatten damals giftiges Industrie-Rapsöl in den Verkehr gebracht.

Der spanische Dachverband der Großhändler und Supermärkte, Asedas, hatte schon vor Tagen auf ein "ungewöhnliches Verhalten der Konsumenten" beim Kauf von Sonnenblumenöl hingewiesen und zugleich betont, die Versorgung mit Speiseöl und anderen Lebensmitteln sei in Spanien generell sicher.

Engpässe in Spanien frühestens im Sommer

Zu Engpässen in Spanien könnte es Medienberichten zufolge frühestens ab dem Sommer kommen, falls die nächste Ernte in der Ukraine ausfällt. Auch die Bauernverbände im Land schlugen Alarm. Sollte es zu längerfristigen Ausfällen beim Import von Mais, Getreide und Ölkuchen aus der Ukraine kommen, könne das Viehfutter knapp werden.

Sonnenblumenöl könnte in Deutschland schon bald werden. "Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen", sagte der Geschäftsführer der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid), Gerhard Brankatschk. Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur 6 Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion. "Da kommt jetzt nichts mehr", betonte der Verband. Dabei sei die Situation beim Sonnenblumenöl wegen einer Missernte in Kanada und coronabedingter Logistikprobleme schon zuvor angespannt gewesen. Die Preise stiegen deshalb schon vor dem Ukraine-Krieg spürbar.

Allerdings könnten Verbraucherinnen und Verbraucher problemlos auf andere Speiseöle wie Rapsöl umsteigen. Hier seien keine Engpässe zu erwarten.

(APA/dpa/Reuters/Red.)

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