Welches Szenario halten Sie im Krieg am wahrscheinlichsten? Wird es bald Waffenruhe geben? Ist eine Verhandlungslösung noch möglich? Diskutieren Sie mit!
Aus Wladimir Putins „Blitzkrieg“ wurde nichts - seit 24. Februar wird in der Ukraine gekämpft, Millionen sind auf der Flucht und jeden Tag steigt die Zahl der toten Zivilisten. Viele fragen sich: Wann endet das Leid und die Zerstörung? Wie stehen die Chancen für einen Waffenstillstand?
Laut einer Analyse von Außenpolitik-Redakteur Wieland Schneider ist eine Verhandlungslösung eher unwahrscheinlich. Denn dafür müssten Wolodymyr Selenskij und seine Minister wohl zurücktreten. Moskau verlangt außerdem, dass eine Neutralität der Ukraine festgeschrieben und die ukrainischen Streitkräfte abgerüstet werden. Kiew will – bei einem Verzicht auf den Nato-Beitritt – jedoch Sicherheitsgarantien durch die USA und wichtige EU-Länder. Ob Russland dem zustimmt, ist unklar. Was die ukrainische Regierung keinesfalls per Unterschrift absegnen will, sind Gebietsabtretungen. Moskau verlangt, dass Kiew die Annexion der Halbinsel Krim durch Russland anerkennt, sowie die Eigenständigkeit der „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk. Bei militärischen Teilerfolgen Russlands könne es aber zu einem Waffenstillstand kommen, um den Status Quo zu sichern, mutmaßt Schneider. Mehr zu den möglichen Szenarien lesen Sie hier.
Außenpolitik-Experte Richard Haass sieht es in einem Gastkommentar ähnlich wie Schneider: Ein Friedensschluss auf der Basis von Verhandlungen bleibe weiterhin unwahrscheinlich. Er fragt sich, wie man Wladimir Putin noch umstimmen könnte. Eine Möglichkeit sieht er darin, dass China Putin unter Druck setzt, Kompromisse einzugehen. Denn: „Ohne Chinas Unterstützung jedoch wäre Putin noch verwundbarer als ohnehin schon.“ Hierfür müsse allerdings die USA Schritte auf China zumachen. Derzeit sehe es aber eher danach aus, dass ein „ungerechtfertigter gewollter Krieg“ sich in einen Durchhaltekrieg verwandeln dürfte, „dessen Ende nicht absehbar ist".
Mit Chinas Rolle befassen sich auch Vedran Džihić und Thomas Eder eingängig in einem Gastkommentar. China versuche einen Drahtseilakt, die Diplomatie zeige aber eindeutig eine Nähe zu Putin, schreiben sie.
» „Wie wirkt das eigentlich auf einen russischen Oberst ukrainischer Abstammung, wenn er die Auslöschung von Städten wie Charkiv, Sumy oder Mariupol befehligt, aus denen möglicherweise seine Vorfahren stammen?“«
Burkhard Bischof schreibt in seiner Kolumne „Globetrotter", der russische Präsident habe den ukrainischen Verteidigungswillen völlig verkannt. Ein Grund, warum er jetzt auch seine Geheimdienste ins Visier nimmt. Dass es ein schneller Sieg werden würde, sei aber nicht Putins einzige Fehleinschätzung gewesen. Er habe vermutet, die EU sei „dermaßen geschwächt und mit sich selbst beschäftigt, dass sich die Europäer nie auf harte Strafmaßnahmen gegen Russland einigen würden.“ Insgesamt habe es schlechte Planung und unzureichende Vorbereitung gegeben. Hinzu kommt die Kampfmoral: Dass es um die nicht besonders gut bestellt ist, darauf deutet etwa hin, dass bereits viele Top-Offiziere im Krieg getötet wurden.
„Wie wirkt das eigentlich auf einen russischen Oberst ukrainischer Abstammung, wenn er die Auslöschung von Städten wie Charkiv, Sumy oder Mariupol befehligt, aus denen möglicherweise seine Vorfahren stammen?“, fragt sich Bischof. Auch im Inneren würde Putins Staat nicht gut dastehen: „Ein weiterhin schlecht für das Putin-Regime verlaufender Krieg in der Ukraine könnte der Zünder sein, der das russische Pulverfass hochgehen lässt.“ Den gesamten Kommentar von Burkhard Bischof lesen Sie hier.
(sk)
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