Russische Journalistin nach Protest im Fernsehen erneut vor Gericht

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Marina Owssjannikowa hatte ein Plakat mit den Worten „Stoppt den Krieg“ in die Kamera gehalten. In einem ersten Verfahren wurde sie zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt.

Gegen die ehemalige Redakteurin des russischen Staatsfernsehens Marina Owssjannikowa, die live im russischen Fernsehen gegen den Ukraine-Krieg protestierte, wurde ein zweites Verfahren eröffnet: Owssjannikowa war bereits in einem ersten Verfahren zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt worden. Nun muss sie erneut vor Gericht. Ihre drohen nach dem neuen Mediengesetz bis zu 50.000 Rubel (455 Euro) Geldstrafe, meldete die Agentur Interfax am Freitag unter Berufung auf das zuständige Gericht in Moskau.

Owssjannikowa werden "öffentliche Handlungen zur Diskreditierung des Einsatzes der Streitkräfte der Russischen Föderation" vorgeworfen, der dem Schutz der Interessen der Russischen Föderation und ihrer Bürger sowie der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit diene. Das Gesetz sieht für angebliche Falschinformationen über Russlands Streitkräfte maximal 15 Jahre Lagerhaft vor. Befürchtet worden war deshalb zunächst, dass Owssjannikowa eine deutlich härtere Strafe drohen könnte.

Protestplakat gegen den Krieg

Owssjannikowa hatte vor knapp zwei Wochen in den Hauptnachrichten des Ersten Kanals ein Protestplakat gegen den Krieg in der Ukraine in die Kamera gehalten. Auf dem Plakat war auch zu lesen, dass die Zuschauer "hier belogen" werden. Zudem bezeichnete Owssjannikowa den russischen Angriff auf die Ukraine in einem separat aufgenommenen Video als Verbrechen.

In Russland ist es Medien offiziell verboten, von "Krieg", "Invasion" oder "Einmarsch" im Nachbarland Ukraine zu sprechen. Die Staatsführung nennt das Vorgehen im Nachbarland eine "militärische Spezialoperation" zur "Entmilitarisierung" und zur "Entnazifizierung" der Ukraine.

"Wir werden in Russland bleiben"

Russland verlassen will die Journalistin aber nicht. "Wir werden in Russland bleiben", sagte Marina Owssjannikowa dem "Spiegel" vor gut einer Woche über sich und ihre beiden Kinder - sie hat einen 17 Jahre alten Sohn und eine 11 Jahre alte Tochter. Zwar mache sie sich große Sorgen, aber: "Ich bin Patriotin, mein Sohn (ist) ein noch viel größerer. Wir wollen auf keinen Fall weg, nirgendwo hin auswandern." Dabei wisse sie: "Mein Leben hat sich für immer verändert, das begreife ich erst langsam. Ich kann nicht mehr zurück in mein altes Leben."

(APA/dpa)

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