Corona-Hotspot

Shanghai weitet Lockdown früher auf westliche Stadtteile aus

Die Millionen-Metropole Shanghai muss in den Corona-Lockdown.
Die Millionen-Metropole Shanghai muss in den Corona-Lockdown.REUTERS
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Der Lockdown behindert die Autoproduktion in der Stadt. Zudem haben chinesische Unternehmen geplante Börsengänge gestoppt. Deutschland befürchtet Lieferketten-Probleme.

Die chinesischen Behörden haben den Lockdown in der Wirtschaftsmetropole Shanghai angesichts rekordhoher Corona-Neuinfektionen zwei Tage früher als geplant ausgeweitet. Während damit in den östlichen Gebieten des Huangpu-Flusses bereits am Montag begonnen wurde, folgten am Mittwoch erste westliche Stadtteile, die eigentlich erst ab Freitag abgeriegelt werden sollten.

Dort erhielten Shanghaier von ihren Wohnungskomitees die Mitteilung, dass sie ihre Häuser für die nächsten sieben Tage nicht verlassen dürfen. Zuvor war die Rekordzahl von rund 6000 positiven Corona-Tests in der 26 Millionen Einwohner zählenden Metropole gemeldet worden.

"Wir werden das normale Leben bald wieder aufnehmen", hieß es in einer Mitteilung der Wohnungskommission, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. "Aber in der nächsten Zeit bitten wir alle, die Pandemie-Kontrollmaßnahmen genau einzuhalten, sich nicht zu versammeln und die Bewegung einzuschränken." Der südwestliche Bezirk Minhang mit seinen mehr als 2,5 Millionen Einwohnern kündigte an, den öffentlichen Busverkehr bis zum 5. April einzustellen.

Hamsterkäufe, Behinderungen der Autoproduktion

Nach Behördenangaben wurden seit Montag 9,1 Millionen Corona-Tests vorgenommen. Wer sich nicht testen lässt, macht sich strafbar. Die Stadtverwaltung warnte auch, dass sie gegen jede Art von Preistreiberei vorgehen werde. Zuvor war es zu Hamsterkäufen gekommen, bei denen sich Menschen in Erwartung des Lockdowns mit Lebensmitteln und medizinischen Artikeln eingedeckt hatten. Zugleich wurde verkündet, dass in den nächsten vier Wochen die Desinfektion von Orten wie Bürogebäuden, Baustellen, Märkten und Schulen verstärkt wird.

Der Lockdown behindert die Autoproduktion in der Stadt. Die beiden großen Zulieferer Aptiv und Thyssenkrupp haben ebenso wie der Autobauer Tesla ihre Produktion angehalten. Zudem haben chinesische Unternehmen geplante Börsengänge gestoppt, bei denen mehr als neun Milliarden Dollar eingesammelt werden sollten.

Stärkste Corona-Welle in diesem Jahr

Auf dem chinesischen Festland war die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den letzten zwei Wochen wesentlich höher als in den ersten beiden Monaten dieses Jahres. Dies ist die größte Fallwelle seit derjenigen im Jahr 2020, die sich auf Wuhan konzentrierte.

Die deutsche Wirtschaft befürchtet wegen des Shanghai-Lockdowns neue Probleme für die ohnehin schon angespannten Lieferketten. China ist seit 2016 der wichtigste Handelspartner Deutschlands: Zwischen beiden Ländern wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 245,4 Milliarden Euro gehandelt, 15,1 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Mehr als 2.000 deutsche Unternehmen sind in der Metropole aktiv.

(APA/Reuters)

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