Morgenglosse

Polascheks Politik der alten Schule

Der Bildungsminister verteilt Geld - und die Gewerkschaften sind "not amused".
Der Bildungsminister verteilt Geld - und die Gewerkschaften sind "not amused". APA/HANS PUNZ
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Die angekündigten Bonuszahlungen für Schulleiter führen zu kleinlichen Neiddebatten. Die gut gemeinte Finanzspritze des Bildungsministers geht nach hinten los – und wäre andernorts besser investiert.

Der Aufschrei ist wieder einmal laut: Die angekündigten Bonuszahlungen von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) finden Lehrervertreter alles andere als nett. Denn (Elementar-)Pädagogen und Pädagoginnen sind von den 500 Euro extra ausgenommen, nur Schulleiter sowie Administratoren kommen in deren Genuss. Argumentiert wird das von Polaschek mit beschränkten Budgetmitteln. Dennoch wolle man eine Geste setzen, betont er.

Wie man es macht, macht man es falsch, könnte sich Polaschek nun denken. Denn statt Dankbarkeit hat der Geldregen eine interne Neiddebatte entfacht. Man spiele die Lehrer gegeneinander aus, kritisiert etwa die Gewerkschaft ÖLI-UG. Die Opposition stimmt mit ein. Dass der Minister überhaupt zur Gießkanne greift, liegt wohl an der zuletzt recht plakativen Kritik an seiner Performance aus dieser Richtung: Ihm wurde, auch parteiintern, zuletzt Untätigkeit und ein „Abtauchen“ vorgeworfen. Die Intention hinter den Sonderzahlungen wirkt vor diesem Hintergrund durchschaubar: Bevor die Kritik zu laut wird, soll ein Bonus diese kurzerhand besänftigen. Das ist ganz alte Politik. Und eine, die nicht zufällig passiert. Eva Gollubits, einst Sprecherin des mächtigen GÖD-Chefs Fritz Neugebauer, sitzt nun als Kabinettchefin am Minoritenplatz. Bei ihr sollen die bildungspolitischen Fäden derzeit großteils zusammenlaufen, heißt es im Regierungsviertel.

Kleinliche Diskussion um Nebensächlichkeiten

Zweifelsohne haben die meisten der rund 120.000 Pädagogen in der Pandemie bewiesen, wie systemrelevant sie sind. Allerdings waren es nicht die Lehrerinnen und Lehrer, die in den vergangenen beiden Jahren von Kurzarbeit oder Jobverlust bedroht waren, auch wenn man ihre Belastung durch Corona-Tests, Personalnot oder zuletzt auch ukrainische Flüchtlingskinder nicht kleinreden darf. Umso mehr wäre es an der Zeit, nicht nur aus Sicht Polascheks, sondern vor allem auch aus jener der Gewerkschaften, konstruktive Ideen auf den Tisch zu legen, anstatt um Belohnungen zu feilschen. Der akute Mangel an Unterstützungspersonal, der steigende Förderbedarf oder die noch immer nicht vorgelegten neuen Lehrplänen gäben genug Stoff zur Diskussion.

Die Frage, wer sich eine Belohnung mehr verdient als andere, wirkt daneben kleinlich und kindisch. Das sehen übrigens auch viele Pädagogen und Pädagoginnen so, deren größte Sorge weniger mit Boni als mit der Zukunft ihrer Schüler und Schülerinnen zu tun hat. Nach Gutsherrenart Geld zu verteilen finden sie old school. Es wäre höchst an der Zeit, dass auch Polaschek die alte Schule hinter sich lässt.

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