Das wird die ÖVP-Spitze gar nicht freuen: Der scheidende Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, spendet demonstratives Lob für Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker.
Diese bezweifelt, dass die Volkspartei ihr eine korrekte Abrechnung des Wahlkampfs 2019 übermittelt und die Wahlkampfkosten-Obergrenze eingehalten hat, und schickt einen Prüfer in die Partei – ein bisher einmaliger Vorgang.
Kritik an Kraker ist bisher öffentlich nicht laut geworden, aber offensichtlich spielt sich die gerade parteiintern ab, sonst hätte Schützenhöfer nicht zur Verteidigung seiner früheren Mitarbeiterin ausrücken müssen. Das Statement des Landeshauptmanns ist gleichzeitig eine offene Kritik an der Linie der Partei, wie man sie von Schützenhöfer bisher kaum gehört hat. Das Ausscheiden aus der Politik macht wohl mutig, Schützenhöfer ist nicht der erste Polit-Pensionist, der plötzlich Klartext redet und seine Finger in die offenen Wunden der eigenen Partei legt. Damit erinnert er ein wenig an den früheren ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, der nach dem Ausscheiden aus der Politik einen Kultstatus erlangte, den er vorher nie hatte.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2022)