ÖVP-Finanzen

Rechnungshof-Präsidentin hofft auf "Kooperation der ÖVP" bei Wirtschaftsprüfung

Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker will sich die Vergabe der Corona-Hilfen an den ÖVP-Seniorenbund näher anschauen.
Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker will sich die Vergabe der Corona-Hilfen an den ÖVP-Seniorenbund näher anschauen. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Öffentliche Förderungen könne der Rechnungshof natürlich prüfen, so Margit Kraker - "und das wird uns auch interessieren“. Die ÖVP widerspricht den vom Rechnungshof angezeigten "möglichen Verstößen".

Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker will sich die Vergabe der Corona-Hilfen an den ÖVP-Seniorenbund näher anschauen. Öffentliche Förderungen kann der Rechnungshof natürlich prüfen, sagte Kraker am Samstag im Ö1-"Journal zu Gast": "Und das wird uns auch interessieren." Der Rechnungshof hatte am Freitag die ÖVP-Bilanz für das Wahljahr 2019 veröffentlicht und eine Reihe von Verstößen gegen das Parteiengesetz angezeigt.

Unter anderem soll der Unabhängige Parteien-Transparenz-Senat (UPTS) im Kanzleramt bzw. in weiterer Folge das Bundesverwaltungsgericht die Frage klären, ob die türkis-schwarze Seniorenorganisation tatsächlich (wie von der ÖVP behauptet) von der Partei unabhängige Vereine sind oder vielmehr ein Teil der ÖVP. Der Rechnungshof ist der Ansicht, dass diese der ÖVP zuzurechnen sind. Von dieser Frage hänge auch ab, "was mit den Förderungen ist", so Kraker.

Die Mittel aus dem "Non Profit Organisationen-Unterstützungsfonds" sind eigentlich für gemeinnützige Organisationen bestimmt. Parteien und ihre Teilorganisationen sind von diesem Topf eigentlich ausgeschlossen.

Prüfung soll „sehr rasch“ erfolgen

Die Inserate in der Zeitung des Vorarlberger Wirtschaftsbundes, die der Rechnungshof ebenfalls beim UPTS angezeigt hat, würden auch in den kommenden Jahren vom Rechnungshof unter die Lupe genommen. "Wir prüfen jährlich", sagte Kraker im Ö1-"Journal zu Gast": Sie sei der Ansicht, dass "wenn sich Probleme auftun", man daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen solle.

Bei dem nun in die Wege geleiteten Prozess einer Prüfung der ÖVP-Bilanz von einem vom Rechnungshof beauftragten Wirtschaftsprüfer hofft Kraker, dass dieser noch heuer seine Arbeit aufnehmen könne. Dafür benötige es aber auch die Kooperation seitens der ÖVP, betonte die Rechnungshof-Präsidentin.

ÖVP: Vorwürfe „werden sich als haltlos herausstellen"

Die Volkspartei dementierte am Samstag neuerlich in einer Aussendung die Vorwürfe: Die vom Rechnungshof behaupteten Verstöße "werden sich als haltlos herausstellen". Schließlich hätten bereits zwei Wirtschaftsprüfer alle Unterlagen bereits mehrmals geprüft. Dass sich der Rechnungshof durch einen dritten Wirtschaftsprüfer absichern möchte, nehme man zur Kenntnis. "Die Volkspartei hat alle Kosten der Wahlkämpfe 2019 lückenlos und korrekt angegeben", hieß es. Auch die Teilorganisation "ÖVP Senioren", die laut Partei statutarisch wie finanziell klar getrennt vom gemeinnützigen Verein "Österreichischer Seniorenbund" ist, habe alle erforderlichen Unterlagen fristgerecht und vollständig beantwortet und übermittelt.

SPÖ und Neos forderten von der ÖVP am Samstag abermals, die Karten auf den Tisch zu legen. "Die ÖVP muss für ihre Fehler geradestehen und aufhören, Steuergeld für ihre eigenen Zwecke zu verschleudern und einzustreifen", so Neos-Generalsekretär Douglas Hoyos. SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried verlangte einmal mehr Neuwahlen und appellierte an die Grünen, den Weg dafür freizumachen.

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