Russland deckt Litauen in diesen Tagen mit Drohungen und Cyberangriffen zu. Es rächt sich, weil Litauen den Warentransit in die Exklave Kaliningrad einschränkt. Aber nun könnte sich ein „Kompromiss“ andeuten.
Wien/Vilnius. Seit dem 18. Juni, seit Litauen auf EU-Sanktionslisten aufscheinende Waren für die russische Exklave Kaliningrad aus dem Verkehr zieht, spürt es den Zorn des Kreml. Zuerst kündigte Russland Vergeltung an. Seine Propagandisten pöbelten in den Talkshows, sie fantasierten von einem Angriff auf Litauen und entwarfen andere martialischen Szenarien. Dann kamen die Cyberkrieger. Die Gruppe Killnet deckte Ziele in Litauen mit Cyberangriffen ein. Und in Vilnius fürchten sie, dass das erst der Anfang war und ein größerer digitaler Schlag noch folgen könnte.
Die russische Exklave Kaliningrad ist Brennpunkt im Ost-West-Konflikt. Die Lage schaukelt sich hoch. Der EU wird schon mulmig zumute. Sie versucht, den Konflikt wieder einzufangen. Einem für Aufsehen sorgenden Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge plant Brüssel einen „Kompromiss“: Der Frachtverkehr von Russland nach Kaliningrad könnte von Sanktionen ausgenommen werden. Bis spätestens 10. Juli soll alles unter Dach und Fach sein. „Wir müssen die Realität akzeptieren“, so ein EU-Insider. Kaliningrad sei für Russland eben „heilig“. Es klingt wie ein Einlenken.