Er ist der personifizierte amerikanische Traum, und dieses Image kultiviert er mit jedem neuen Film, den er dreht: Am Sonntag wird Tom Cruise 60 Jahre alt. Eine kleine Rollenschau des unerschöpflichen Hollywood-Stars.
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Top Gun
Von Tony Scott, 1986
Zu sehen auf Sky
Bei einem öffentlichen Interviewgespräch in Cannes (verfügbar auf YouTube) erzählte Tom Cruise unlängst von den Anfängen seiner Karriere. Am Set des Dramas „Taps“ (1981), in seiner ersten größeren Filmrolle mit blutjungen 18 Jahren, habe er zwischen den Aufnahmen jedes Department besucht und genau studiert – um zumindest dieses Wissen zu besitzen, sollte es sein letzter Job in Hollywood bleiben. Er sei eben die Sorte Bub gewesen, so Cruise, der schon früh Ziele für sich formulierte und an die Wand schrieb. Ein Goalgetter, ein Überflieger, der amerikanische Traum in Person: Bei aller Bescheidenheit, die Cruise nachdrücklich an den Tag legt, ist dies doch das Image, das ihm am Herzen liegt. Und das er mit jedem neuen Film kultiviert.
Kein Wunder, dass er mit einem Hit weltberühmt wurde, der dieses Bild mit seiner ganzen stratosphärischen Ästhetik unterstützt: Als furchtloser Kampfpilot Maverick, der sich in Tony Scotts Düsenjet-Apotheose „Top Gun“ aus Lust am ultimativen Adrenalinkick immer wieder in die „Danger Zone“ über den Wolken katapultiert. Schon damals hätte man an seinem strahlenden Lächeln ablesen können, dass Cruise diese Zone auch als Starschauspieler nie wieder verlassen würde. (and)
Collateral
Von Michael Mann, 2004
Zu sehen auf Amazon und Sky
Cruise so cool und böse wie nie: Der verträumte Taxifahrer Max (Jamie Foxx) hängt noch einem Flirt mit einem Fahrgast nach, als Silberfuchs Vincent (Cruise) einsteigt. Der skrupellose Auftragsmörder zwingt Max, ihn zu seinen Opfern zu chauffieren. Vincent ist ein erratischer Mann ohne Eigenschaften. Was zählt, ist der Auftrag. Trotzdem gibt es eine Bindung zwischen dem effizienten Killer und dem unentschlossenen Taxilenker. Ein packendes Kammerspiel, bei dem auch die von apokalyptisch anmutenden Kojoten heimgesuchte Stadt der Engel eine Hauptrolle spielt. (pah)
Krieg der Welten
Von Steven Spielberg, 2005
Zu sehen auf Netflix und Sky
In dem Untergangsspektakel ließ Regiewunderkind Spielberg Superstar Cruise (ihre zweite Zusammenarbeit nach „Minority Report“) einen raubeinigen Hafenarbeiter auf der Flucht vor Nazi-Aliens verkörpern. Ray muss seine zwei Kinder (eine altkluge Elfjährige und einen abgefuckten Teenager) durch einen außerirdischen Holocaust retten. Er ist überfordert, klatscht Toasts an Fensterscheiben, verliert den Sohn, hegt Groll gegen einen Rachedurstigen, wirkt traumatisiert – und triumphiert am Ende trotzdem. Nie wirkte Cruise als Actionheld authentischer und fragiler als hier. (mt)
Magnolia
Von Paul Thomas Anderson, 1999
Zu sehen auf Sky
Die letzte Rolle, die Cruise eine Oscar-Nominierung einbrachte, ist die des Macho-Gurus in „Magnolia“, der für gefrustete Männer misogyne Motivationsseminare abhält. Am Sterbebett seines Vaters bricht er dann aber zusammen wie ein geläuterter Ödipus (seine Mutter starb an Krebs – der Patriarch war abwesend). Eine virile Performance mit bröckelnder Fassade. Eindrucksvoll! (mt)
Eyes Wide Shut
Von Stanley Kubrick, 1999
Zu sehen auf Amazon und Sky
In seinem letzten Film soll Kubrick das (damals auch wirkliche) Ehepaar Cruise und Nicole Kidman ihre Szenen so oft wiederholen haben lassen, dass die Grenze zwischen Spiel und erschöpfter Wirklichkeit verschwamm. Passend zum traumverlorenen Gestus, mit dem Cruise hier durch das nächtliche New York und eine Geheimorgie treibt. (kanu)
The Color of Money
Von Martin Scorsese, 1986
Zu sehen auf Disney+
Paul Newman jagt hier an den Billardtischen, begleitet von 80er-Jahre-Pop, mit seinem ganzen Können nach dem großen Geld. Das gilt aber auch für den noch 23-jährigen Cruise: Mit Macho-Föhntolle, Ohrstecker und Lederjacke gibt er den unbeherrschten Jungspund, der sich gegen den Altmeister auflehnt. Die Kamera umkreist die beiden unentwegt. Nie wurden Männer, die mit Stöcken spielen, so sinnlich gefilmt. (pah)
Cocktail
Von Roger Donaldson, 1988
Zu sehen auf Disney+
„I'm in training“, lallt Brian (Tom Cruise), während er durchs nächtliche New York wackelt – „for stardom“. Nach einer plausiblen Handlung oder psychologischer Tiefe braucht man nicht suchen in diesem flotten Aufsteigermärchen über einen jungen Barkeeper, der unbedingt reich werden will – ob durch Geschäftssinn oder gezielte Partnerinnenwahl. Dafür bekommt man das gewinnende Grinsen eines jungen Cruise zu sehen, der hier zu Rock'n'Roll-Beats tanzend mit Flaschen und Cocktailshaker jongliert – wie ein Star eben. (kanu)
Edge of Tomorrow
Von Doug Liman, 2014
Zu sehen auf Netflix und Sky
Und ewig grüßt der Heldentod: Den unbedarften Kriegs-PR-Berater Cage verschlägt es an die Front einer außerirdischen Invasion, wo er prompt niedergemetzelt wird - und unversehens wiederaufersteht, am Morgen desselben Tages. Statt Cruise-typisch als Supertalent zu starten, muss seine Figur tausend Tode sterben, um sich vom Drückeberger zum Alleskönner zu mausern. Doug Limans "Edge of Tomorrow" mischt effektiv Spektakel und Humor und parodiert per Computerspiel-Handlungslogik die Formelhaftigkeit seines eigenen Blockbuster-Genres - was ihn zum konzeptuell originellsten unter den zahllosen Cruise-Actionvehikeln macht. (and)
Operation Walküre
Von Bryan Singer, 2008
Zu sehen auf Sky
Selten war Cruise so reserviert und stoisch wie in Bryan Singers zur Erscheinungszeit kontrovers diskutiertem Stauffenberg-Film. Der stilvoll-nüchterne Historienthriller bietet keinen Raum für extravagante Stunts, mit Augenklappe und Handprothese wären diese auch wenig glaubwürdig. Die Tatkraft des Hitlerattentäters äußert sich dafür in Überredungskunst und taktischem Geschick: Jede zweite Szene ist ein suspensevoll in Szene gesetzter Nervendrahtseilakt. (and)
Mission: Impossible
Zu sehen auf Amazon
Die "Mission: Impossible"-Reihe ist seit jeher eine Bühne für ihren Star. Die Teile 1, 3, 4 und 5 sind im Amazon-Abo enthalten. Als Cruise-Film ist vor allem der fünfte Teil ("Mission: Impossible – Rogue Nation") interessant: Ist dieser doch der erste, in dem Cruises Selbstinszenierungsbedarf die Regie-Handschrift von Christopher McQuarrie übertrumpft. Ein durchweg unterhaltsamer Husarenritt durch überkandidelte Stunts und waghalsige Actionsequenzen, aufgefädelt an einem zeitgeistig aufgeladenen Paranoia-Plot: Hochleistungskino par excellence. Teil sieben soll übrigens 2023 ins Kino kommen, Teil acht dann 2024.
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