Strompreisdeckel

Wie kann der Staat Stromkunden entlasten und was kostet es?

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Archivbild.(c) REUTERS (ALBERT GEA)
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Etliche politische Parteien liebäugeln mit einem Markteingriff, um die Belastung für die Österreicher zu dämpfen. In Europa gibt es bereits einige Vorbilder für einen solchen Strompreisdeckel.

Wien. Auch wenn zuletzt die Voraussetzungen für eine bessere Gasversorgung getroffen wurden: Der nächste Winter wird teuer. Nicht nur die Gaspreise steigen, auch die Stromrechnungen für Haushalte werden im Schnitt um 60 Prozent über dem Niveau von 2019 liegen. Etliche politische Parteien liebäugeln mit einem Markteingriff, um die Belastung für die Österreicher zu dämpfen. Spätestens seit auch die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) die SPÖ-Forderung nach einem Strompreisdeckel unterstützt hat, ist Bewegung in die Sache gekommen. Aber was bringt eine Preisobergrenze für Strom und was kostet sie?

In Europa gibt es bereits einige Vorbilder: Spanien und Frankreich haben als erste den Preis für Gas gedeckelt, das zur Stromerzeugung verwendet wird. Der Preisdeckel wirkt, aber er ist teuer und in Österreich nicht ohne weiteres kopierbar, sagt Florian Haslauer, Gründer der Energiemanagementberatung e-venture. 6,3 Milliarden Euro musste alleine Madrid den Kraftwerksbetreibern als Kompensation bezahlen. In Österreich würden rund 300 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen pro Jahr fällig, zudem entgingen dem Finanzminister 135 Millionen Euro an Umsatzsteuer.

Möglich wäre das ohnedies nur im Gleichschritt mit dem Rest der EU. Ansonsten würde die Republik die niedrigeren Strompreise in den Nachbarmärkten bezahlen. „Der österreichische Steuerzahler würde für etwas bezahlen, von dem andere Kundinnen und Kunden in anderen Ländern auch profitieren würden“, bestätigt auch E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch.

Neues Strommarkt-Design

In Diskussion ist auch eine Änderung des Strommarkt-Designs auf europäischer Ebene. Derzeit bestimmt das teuerste Kraftwerk, das noch gebraucht wird, den Preis für den gesamten Strom. Würde die EU stattdessen auf ein Pay-as-bid-Modell umsteigen, bei dem Strom zum jeweils angebotenen Preis verkauft wird, könnte das die Stromkosten im kommenden Jahr um ein Viertel senken, so die Studie von e.venture. Ob die Haushalte auch langfristig davon profitieren, ist fraglich. Vor der Krise hätte das pay-as-bid-Modell um 126 Prozent höhere Preise gebracht.

Variante drei, das Aussetzen der noch verbliebenen Steuern auf Strom, koste die Republik 880 Millionen Euro, so Haslauer und brächte keinerlei Lenkungseffekt. Er präferiert stattdessen die Einführung eines Preisdeckels für die ersten 2000 Kilowattstunden pro Haushalt. Für diese Strommenge sollte der Preis auf Vorkrisenniveau eingefroren sein. Der Staat müsste zwar auch dafür tief in die Tasche greifen und rund 984 Millionen Euro ausgeben. „Dafür ist mit dieser Form des Teuerungsausgleichs ein Anreiz zum Stromsparen verbunden“, sagt Haslauer.

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