Kinderrechte

Schwere Vorwürfe gegen Ulrich Seidl nach Filmdreh mit Kindern

Regisseur Ulrich Seidl auf einem Archivbild aus 2016.
Regisseur Ulrich Seidl auf einem Archivbild aus 2016.APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Familien der Kinderdarsteller werfen dem Regisseur vor, sie seien im Vorfeld nicht über Pädophilie-Thematik im Film „Sparta" informiert worden. Die Kinder hätten sich am Set unwohl gefühlt. Seidl spricht von einer "unzutreffenden Darstellung“.

Am 9. September soll Ulrich Seidls Spielfilm "Sparta" beim Filmfestival Toronto seine Weltpremiere feiern, bevor er eine Woche darauf auf dem Festival von San Sebastian im Wettbewerb läuft. Wie nun das deutsche Wochenmagazin "Spiegel" berichtet, gibt es seitens der jugendlichen rumänischen Laiendarsteller und deren Familien massive Vorwürfe: Die Familien seien nicht korrekt über das Filmthema Pädophilie informiert worden, Kinder am Set hätten sich unwohl gefühlt.

In dem "Spiegel"-Bericht werden sowohl Mitarbeiter von Seidl als auch die Familien - allesamt anonym - zitiert. Man sei im Vorfeld nicht über die Thematik aufgeklärt worden, Eltern sei der Zutritt zum Set verweigert worden. Kinder hätten mit erwachsenen Darstellern ihnen unangenehme Szene drehen müssen. Auch seien in Rumänien vorgeschriebene Auflagen zum Dreh mit Kindern wie etwa die Zustimmung von Kinderärzten und Psychologen nicht eingehalten worden. Ein Vater sagte laut "Spiegel": "Ich glaube, sie haben uns betrogen, weil wir arm sind."

„Unzutreffende Darstellung"

In einem Statement spricht Ulrich Seidl davon, dass vom "Spiegel" "unzutreffende Darstellung, Gerüchte oder aus dem Kontext gerissene Vorkommnisse am Set von 'Sparta' zu einem in keiner Weise den Tatsachen entsprechenden Zerrbild montiert" werden. "Meine Arbeitsweise [wird, Anm.] diffamiert und mir Intentionen unterstellt, die weiter weg von der Wirklichkeit gar nicht sein könnten", heißt es vonseiten des Erfolgsregisseurs.

"In allen meinen Filmen, in meinem gesamten künstlerischen Werk verlange ich nach Empathie für die Angeschlagenen und Abgestürzten, für die Abgedrängten und Geächteten: Ich stelle sie nicht an den (moralischen) Pranger, sondern fordere dazu auf, sie als komplexe und auch widersprüchliche Menschen wahrzunehmen", so Seidl: "Die daraus sich ergebenden Ambivalenzen zwischen Fürsorge und Missbrauch zu erkennen und zu beschreiben, hinzuschauen, anstatt weg zu sehen und sie damit auszublenden - darin sehe ich eine wesentliche Verantwortung - als Künstler und als Mensch. Ich habe größten Respekt vor allen Darsteller*innen und niemals würde ich Entscheidungen treffen, die ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden in irgendeiner Art und Weise gefährden."

Die Kinderdarsteller seien wie alle anderen Schauspielerinnen und Schauspieler niemals gedrängt worden, vor der Kamera Dinge zu tun, die sie nicht tun wollten. Auch seien die jugendlichen Darsteller durchgehend betreut worden. Und selbstredend seien die Eltern vor den Dreharbeiten über alle wesentlichen Inhalte des Films unterrichtet worden, stellt Seidl die vom "Spiegel" gemachten Vorwürfe in Abrede: "Nie haben wir beim Dreh die Grenzen des ethisch und moralisch Gebotenen überschritten."

>>> Zum Bericht im „Spiegel"

(APA)

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