Medizin

Er brachte uns die Neandertaler näher: Nobelpreis für Svante Pääbo

Svante Pääbo: In seiner Familie ist der Medizinnobelpreis nichts Singuläres.
Svante Pääbo: In seiner Familie ist der Medizinnobelpreis nichts Singuläres.REUTERS
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Der Schwede Svante Pääbo, berühmt für seine Analyse von Neandertaler-DNA, bekommt den Nobelpreis für Medizin.

Irgendwas mit Corona, vielleicht Forschung über das Immunsystem: Darauf hätten wohl die meisten getippt, hätte man sie gefragt, wer denn 2022 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin bekommen würde. Doch die Wege des schwedischen Karolinska-Instituts sind unergründlich: Gekürt wurde heuer ein einzelner Forscher – ungewöhnlich: in den letzten Jahren teilten sich meist drei den Preis –, nämlich der gebürtige Schwede Svante Pääbo, ein echter Star auf seinem Gebiet, der Analyse alter DNA-Sequenzen, besonders von Neandertalern.

Da findet sich kein Konnex zu Covid, sollte man denken. Aber doch! Pääbo bescherte uns im Oktober 2020 eine erstaunliche Mutmaßung über das – bis heute nicht geklärte – Rätsel, warum Sars-CoV-2 in Europa und Nordamerika so viel ärger wütete als in Afrika. Schuld könnte ein DNA-Abschnitt sein, den die modernen Europäer von ganz alten Europäern geerbt haben: von den Neandertalern. Denn die Menschen der Art Homo sapiens, die vor etwa 40.000 Jahren aus Afrika nach Europa wanderten, vermischten dort mit Neandertalern, den Abkömmlingen einer viel früheren Einwanderungswelle. Solche Vermischung fand in Afrika – wo die Neandertaler nach heutigem Wissen nie hinkamen – naturgemäß nicht statt, und darum sind Neandertaler-Gene in Afrika heute noch viel seltener als in Europa.

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