Die Schmid-Protokolle belasten nicht nur alte Weggefährten, sondern auch die aktuelle Volkspartei massiv. Die Opposition bemüht sich bereits um enttäuschte ÖVP-Wähler – mit überraschenden Angeboten.
Wien. Die Rüge des Bundespräsidenten fiel ungewöhnlich scharf aus. Angesichts der Korruptionsvorwürfe, die Thomas Schmid gegen ehemalige und aktuelle ÖVP-Politiker erhoben hatte, allen voran gegen Sebastian Kurz, diagnostizierte Alexander Van der Bellen einen „substanziellen Schaden am Gebäude der Demokratie“. Und forderte – subtil, aber doch – Reformen ein, um „so etwas“ künftig „von Haus aus“ zu verhindern.
Der Bundeskanzler gelobte umgehend Besserung: „Volle Aufklärung und Transparenz sind uns sehr wichtig“, versicherte Karl Nehammer. Wieder einmal – möchte man meinen. Denn einen wesentlichen Teil seiner noch nicht einmal einjährigen Amtszeit musste der Regierungschef dafür aufwenden, die ÖVP gegen Korruptionsvorwürfe zu verteidigen: von den Chats seiner Vorgänger bis hin zu den Affären in Wirtschafts- und Seniorenbund.