Comeback

Netanjahu gewinnt Parlamentswahl in Israel klar

Benjamin Netanjahu steht nach der geschlagenen Parlamentswahl vor einem politischen Comeback.
Benjamin Netanjahu steht nach der geschlagenen Parlamentswahl vor einem politischen Comeback.REUTERS
  • Drucken

Israels früherer Ministerpräsident dürfte nach einem Jahr in der Opposition wieder als Regierungschef zurückkehren. Seine Likud-Partei geht nach Auszählung von gut 86 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl in Israel hervor.

Nach Auszählung von 86 Prozent der Stimmen zeichnet sich in Israel ein klarer Wahlsieg des rechtskonservativen Oppositionsführers Benjamin Netanjahu ab. Sein rechts-religiöses Lager sicherte sich nach israelischen Medienberichten vom Mittwoch eine Mehrheit von 65 der 120 Sitze im Parlament (Knesset). Die Likud-Partei des 73-Jährigen, gegen den ein Korruptionsverfahren läuft, wurde den Angaben zufolge stärkste Kraft mit 31 Parlamentssitzen.

Die Zukunftspartei des liberalen Ministerpräsidenten Yair Lapid kam mit 24 Sitzen an zweiter Stelle. Auf den dritten Platz schaffte es zum ersten Mal in der Geschichte Israels ein rechtsextremes Bündnis. Die Religiös-Zionistische Partei von Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir gilt als Königsmacher für Netanjahu.

Die linksliberale Meretz-Partei sowie die arabische Balad-Partei könnten dagegen knapp an der 3,25-Prozent-Hürde scheitern. Das vorläufige Endergebnis wird bis Donnerstag erwartet. Die Wahlbeteiligung war vergleichsweise hoch. Es lag mit Schließung der Wahllokale um 21.00 Uhr (MEZ) am Dienstagabend bei 71,3 Prozent der rund 6,8 Millionen Wahlberechtigten.

Rekord für längste Amtszeit

Für Netanjahu wäre es das zweite Comeback auf den Posten des Regierungschefs. In Israels Geschichte war niemand länger im Amt als er. Der rechtskonservative Politiker war von 1996 bis 1999 Ministerpräsident, danach wieder durchgängig von 2009 bis 2021. Mit seiner Ablösung im vergangenen Jahr durch Naftali Bennett an der Spitze einer Acht-Parteien-Koalition galt die Ära Netanjahu vorerst als beendet. Die Koalition von Parteien vom rechten bis zum linken Spektrum war jedoch im Juni nach inneren Streitigkeiten zerbrochen. Im Anschluss übernahm Außenminister Lapid den Posten des Regierungschefs.

Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Shtayyeh kommentierte am Mittwoch den Rechtsruck als "natürliches Resultat des jahrelangen Anstiegs von Extremismus und Rassismus in der israelischen Gesellschaft": "Wir hatten keine Illusionen, dass die israelische Wahl einen Friedenspartner hervorbringen würde", sagte er in einer Stellungnahme. Für ihn sei der Unterschied zwischen den verschiedenen israelischen Parteien "wie der Unterschied zwischen Pepsi-Cola und Coca-Cola". Shtayyeh betonte, sein Volk werde den Kampf gegen die israelische Besatzung und für die Einrichtung eines unabhängigen Staates fortsetzen. Er rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, "unser Volk nach der Machtübernahme rassistischer Parteien in Israel gegen die aggressive israelische Politik zu schützen".

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Israel

Was Netanjahus Rechtsblock vorhat

Der langjährige Premier feiert ein Comeback. Doch die Ultranationalisten könnten der Koalition den Stempel aufdrücken.
Anhänger Netanjahus jubelten, als erste Exit-Poll-Ergebnisse bekannt gegeben wurden.
Analyse

Israel: Benjamin Netanjahu bereitet sich auf sein Comeback vor

Laut Prognosen zeichnet sich bei der Parlamentswahl ein Sieg des Bündnisses rund um Ex-Premier Netanjahu ab. Israel driftet deutlich nach rechts.
ISRAEL-VOTE
Außenpolitik

Israel-Wahl: Exit-Polls prognostizieren absolute Mehrheit für Netanyahu-Block

Die rechtskonservative Likud-Partei des Oppositionsführers Netanyahu dürfte stärkste Kraft werden. Die Zukunftspartei von Ministerpräsident Lapid landet demnach auf Platz zwei.
Israeli Prime Minister Yair Lapid smiles to the cameras as his wife Lihi casts her vote at a polling station in Israel
Israel

Die große Zitterpartie bei der Wahl in Israel

Ministerpräsident Jair Lapid und Oppositionsführer Benjamin Netanyahu kämpfen um jede Stimme. Die Wahlbeteiligung war so hoch wie seit 1999 nicht mehr.
Itamar Ben-Gvir auf Wahlkampftour am Mahane-Yehuda-Markt in Jerusalem. Der rechtsextreme Politiker könnte nun erstmals in eine Regierung kommen.
Reportage

Israels rechter Scharfmacher will in die Regierung

Israel wählt ein Parlament – zum fünften Mal in dreieinhalb Jahren. Der rechtsradikale Politiker Itamar Ben-Gvir  könnte es dabei in die Regierung schaffen. Im Wahlkampf taucht er an sozialen Brennpunkten auf und gießt Öl ins Feuer.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.