Proteste

Iranische Polizei äußert sich nach brutalem Vorfall in Teheran

Die Proteste im Iran halten seit Wochen an. Das Regime mit zunehmender Härte gegen Teilnehmer vor.
Die Proteste im Iran halten seit Wochen an. Das Regime mit zunehmender Härte gegen Teilnehmer vor.via REUTERS
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Ein Video sorgte zuletzt für Entsetzen. Es zeigt einen Mann, der von Sicherheitskräften verprügelt und von Motorradfahrern überrollt wird. Der oberste Führer des Landes nannte die wochenlangen Proteste unterdessen einen „hybriden Krieg“.

Die iranische Polizei soll einen brutalen Angriff durch Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Teheran untersuchen. Dies berichtete die Zeitung "Shargh" am Mittwoch. Die ungewöhnliche Mitteilung dürfte sich auf ein viel geteiltes Video beziehen, das am Dienstag in den sozialen Medien für Entsetzen gesorgt hatte.

In der rund zweiminütigen Aufnahme, die auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International auf Twitter verbreitete, verprügeln mehrere Sicherheitskräfte einen Mann am Rande einer Seitenstraße. Als die Person bereits auf dem Boden liegt, setzt ein Motorradfahrer daraufhin nach und überrollt den Mann. Vorbeifahrende Sicherheitskräfte schlagen mit Stöcken auf den am Boden liegenden Mann ein.

Gewalt gegen Demonstranten

Bereits in den vergangenen Wochen waren Sicherheitskräfte gewaltsam bei Demonstrationen vorgegangen. Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb Mitte September in Polizeigewahrsam.

Irans Oberster Religionsführer Ali Khamenei bezeichnete die systemkritischen Proteste der vergangenen Wochen unterdessen als "hybriden Krieg". "Einige heimtückische und böswillige europäische Mächte" seien auf Irans Boden eingedrungen, sagte das 83 Jahre alte Staatsoberhaupt am Mittwoch. Er warf außerdem Amerika und Israel, den Erzfeinden der Islamischen Republik, erneut Einmischung vor. Khamenei sagte, junge Leute hätten "aus emotionalen Gründen" an den Protesten teilgenommen.

Seit mehr als sechs Wochen demonstrieren zehntausende Menschen gegen die repressive Politik und den autoritären Kurs der Islamischen Republik. Mehr als 280 Menschen wurden nach Angaben von Menschenrechtlern getötet, mehr als 14 000 verhaftet.

Schweiz schließt sich EU-Sanktionen an

Die Schweiz schließt sich den Sanktionen der Europäischen Union gegen den Iran wegen der mutmaßlichen Lieferung sogenannter Kamikaze-Drohnen an Russland an. Strafmaßnahmen in Zusammenhang mit den Protesten im Iran lehnte die Schweiz hingegen ab. "Die Schweiz hat nach einer Abwägung aller innen- und außenpolitischen Interessen entschieden, nur die Sanktionen im Zusammenhang mit den Drohnenlieferungen zu übernehmen", erklärte die Regierung am Mittwoch.

"Die fünf Schutzmachtmandate, welche die Schweiz im Zusammenhang mit Iran unterhält, sind ebenfalls in die Abwägung miteingeflossen", hieß es. Die Regierung verurteilte die Gewaltanwendung der iranischen Sicherheitskräfte bei den aktuellen Protesten erneut und forderte das Land zur Einhaltung seiner menschenrechtlichen Verpflichtungen auf.

(APA/dpa)

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