Fast eine Woche nach der Wahl sind viele Wahlbezirke noch immer nicht ausgezählt. Das hat mehrere Gründe. Auch ein spannendes Gouverneursrennen in Arizona ist nicht entschieden.
Fast eine Woche ist seit den Zwischenwahlen in den USA vergangen. Und eine wichtige Frage ist bereits beantwortet - immerhin seit Sonntag: Die Demokraten behalten die Mehrheit im Senat. Eine Stichwahl in Georgia im Dezember wird zwar über den letzten Sitz im Dezember entscheiden, für die Mehrheit ist das allerdings nicht mehr relevant.
Und im Repräsentantenhaus? In jener Parlamentskammer, wo alle 435 Abgeordnete alle zwei Jahre gewählt werden? Hier zählen die US-Wahlhelfer immer noch etliche Wahlbezirke aus - aus jedem Wahlbezirk wird ein Kandidat direkt gewählt. Die Republikaner nähern sich der Marke von 218 Mandaten, die ihnen die Mehrheit sichern würde, aber sie haben sie immer noch nicht erreicht. Ein deutlicher Sieg wird es für die Konservativen auch im Repräsentantenhaus nicht werden.
Es werden noch mehrere Abstimmungsergebnisse ausgezählt. Nach bisher ausgezählten Abstimmungen kamen die Republikaner am Montagfrüh (Ortszeit) auf 212 Sitze und die Demokraten auf 204.
Warum dauert das so lange?
Warum dauert der Auszählungsprozess in den USA so lange? Das liegt vor allem an der enormen Menge an Briefwahlstimmen - und an manchen Wahlgesetzen in einigen Bundesstaaten, die eintrudelnde Briefwahlstimmen auch noch Tage nach der Wahl akzeptieren.
In Kalifornien könnte es noch Wochen dauern, bis alle Stimmen ausgezählt sind - auch in Oregon und Arizona sind manche Mandate noch nicht vergeben. Je knapper das Rennen, desto länger kann kein Sieger ausgerufen werden, wenn die noch auszuzählenden Stimmen eben doch noch den Unterschied ausmachen könnten.
Der Poststempel zählt
In Kalifornien, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat des Landes, sind zehn Wahlen zum Repräsentantenhaus noch nicht entschieden. Der US-Sender CNN erwartet, dass die Auszählung noch Wochen dauern wird, da die offizielle Auszählung erst einen Monat nach dem Wahltag erfolgen wird. Denn Briefwahlunterlagen müssen bis zum Wahltag (8.11.) abgestempelt und bis Dienstag, 15. November, eingegangen sein. In manchen Wahlkreisen waren Montagmittag österreichischer Zeit noch nicht einmal 50 Prozent der Stimmen ausgezählt.
Ein ähnliches „Problem" hat Nevada. Briefwahlstimmen werden in dem Bundesstaat seit einer Reform 2020 auch dann noch angenommen und gezählt, wenn sie erst am Tag der Wahl abgestempelt werden. Diese Briefwahlstimmen kommen aber erst bis zu vier Tage nach dem Wahltag in der Behörde an - und müssen dann eben noch gezählt werden. In Oregon sind die Bestimmungen ebenfalls so. Ein weiterer Verzögerungsfaktor war der Veteranentag am Freitag, an dem etliche Ämter geschlossen hatten.
Panne mit Strichcode, spannendes Rennen um Gouverneur
Arizona hält sich fast schon traditionell besonders lange in den Auszählungs-Schlagzeilen der US-Medien. Nicht nur wegen der großen Zahl an Briefwählern. Dieses Mal gab es aber auch eine Panne im Wahlkreis Maricopy County. Wo ein nicht deutlich aufgedruckter Strichcode dazu führte, dass 17.000 Stimmen nicht automatisch ausgelesen werden konnten.
Spannend, politisch brisant - und immer noch nicht entschieden - ist außerdem das hochkarätige Rennen um den Gouverneursposten in Arizona. Die Demokratin Katie Hobbs lag zuletzt rund einen Prozentpunkt vor der Republikanerin Kari Lake, eine Anhängerin von Ex-US-Präsident Donald Trump, die die These Trumps der Wahlfälschung bzw. Diebstahls der Präsidentschaftswahl 2020 stets unterstützte.
Die Wahlbehörde von Maricopa County schätzt, dass die Auszählung im größten Bezirk des Bundesstaates nun zu 94 % abgeschlossen ist und noch etwa 85.000 bis 95.000 Stimmzettel übrig sind. Die Wahlbehörde wird voraussichtlich am Montagabend weitere inoffizielle Ergebnisse bekannt geben. Ob das allerdings reicht, um eine Siegerin zu küren, bleibt abzuwarten.
Und noch ein Beispiel. Das Mandat für Alaska (der Bundesstaat hat nur einen Wahlbezirk bzw. Abgeordneten im Repräsentantenhaus) könnte erst in einer Woche feststehen. Grund dafür: Das neue Wahlsystem. Alaska hat in diesem Jahr erstmals ein neues System mit Reihungen ausprobiert. Die bisher gemeldeten Ergebnisse spiegeln nur die Erstplatzierungen der Wähler wider. Sollte kein Kandidat eine Mehrheit der Erststimmen erhalten, wird der Gewinner durch das Ranglistenverfahren ermittelt. Es kommt dann also auf die weiteren Platzierungen an. Diese Auszählung ist dann für den 23. November geplant. Dieses System wird übrigens auch in Maine praktiziert, weshalb auch dort noch nicht feststeht, wer in den Kongress einzieht.
(klepa/Ag.)