COP15

Einigung auf Abschlusserklärung bei UNO-Artenschutzkonferenz

APA/AFP/LARS HAGBERG
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Die rund 200 Staaten setzen sich unter anderem das Ziel, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen.

Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltnaturgipfels im kanadischen Montreal am Montag auf eine Abschlusserklärung geeinigt. Darin setzen sich die rund 200 Staaten unter anderem das Ziel, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Außerdem wollen sie mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgeben. Dafür sollen ärmere Länder bis 2025 rund 20 Milliarden Dollar jährlich bekommen.

Nach der Verabschiedung brach bei der Plenarsitzung im Kongresszentrum in Montreal, die zuvor immer wieder zeitlich nach hinten verschoben worden war, lauter Jubel aus. Organisatorinnen und Organisatoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGO) hatten bis zuletzt gehofft, dass bei dem Treffen noch ein richtungsweisendes globales Abkommen für den Artenschutz verabschiedet werden kann.

Die chinesische Gipfelpräsidentschaft sprach von einem "historischen Moment". Bei Vertreterinnen und Vertretern von NGOs stieß das Abkommen dagegen auf geteilte Reaktionen.

Erfolg mit Schwächen

Greenpeace Österreich sieht im Ergebnis der Weltnaturkonferenz (COP15) einen faulen Kompromiss. Zwar wurden die Rechte der indigenen Bevölkerung anerkannt, doch der starke und vollkommene Schutz von Gebieten, die ins 30x30-Ziel gezählt werden sollen, blieb auf der Strecke. Zudem wurde die Tür für Greenwashing weit geöffnet, so wurden Kompensationszahlungen als mögliche Finanzierungsquelle für den weltweiten Artenschutz akzeptiert. Greenpeace fordert Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) auf, den Artenschutz in Österreich entschieden voranzutreiben. Ein erster Schritt sei die rasche Umsetzung der Biodiversitätsstrategie durch die zuständigen Bundesländer.

Der WWF sprach von einem Erfolg mit Schwächen. "Nach langen und schwierigen Verhandlungen haben sich die Staaten auf ein zwar lückenhaftes, aber in wesentlichen Punkten brauchbares Abkommen geeinigt", sagt Karim Ben Romdhane vom WWF Österreich, der an der Weltnaturkonferenz teilgenommen hat. "Das wichtige Ziel, 30 Prozent der Land- und Meeresfläche zu schützen, ist ebenso im Ergebnis enthalten wie die Reduzierung des globalen Fußabdrucks und die Sicherstellung der Rechte indigener Gruppen. Der Erfolg steht und fällt aber mit dem politischen Willen, dieses Abkommen lückenlos umzusetzen sowie die nötige Finanzierung sicherzustellen."

„Es ist geschafft"

Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer des Umweltdachverbandes: "Es ist geschafft: Die nächtelangen Debatten, die sich über zwei Wochen zogen, zeigten Erfolg. Die künftige weltweite Biodiversitätsstrategie ist beschlossen. Der chinesischen Präsidentschaft ist für diesen Verhandlungserfolg durchaus Respekt zu zollen."

"Die Einigung auf der Weltbiodiversitätskonferenz sendet ein historisches Signal in die Welt. Wir machen den Schutz unserer Artenvielfalt - unserer Lebensgrundlage - zur Priorität", sagte Gewessler. Man wolle künftigen Generationen einen intakten und lebenswerten Planeten übergeben. "Jetzt beginnt die Arbeit der Umsetzung. Jetzt sind wir alle gefordert, den notwendigen Beitrag zu leisten", betonte die Umweltministerin.

In dem verabschiedeten Dokument wurde unter anderem auch die Rolle indigener Völker und lokaler Gemeinden in weltweiten Naturschutzbemühungen betont. Viele Beobachterinnen und Beobachter werteten das als Erfolg. Zudem setzt das Papier das Ziel, die Gefährdung von Mensch und Umwelt durch Pestizide bis 2030 zu halbieren und umweltschädliche Subventionen abzubauen.

Gegen Einwände durchgepeitscht

Beobachterinnen und Beobachter bemängelten jedoch, dass viele Ziele zu weit in die Zukunft gesetzt und zu wenig qualitativ greifbar gemacht worden seien. Vertreterinnen und Vertreter einiger vor allem ärmerer Länder kritisierten, dass zu wenig finanzielle Hilfen der reicheren Länder eingeplant worden seien. Diese Einwände seien nicht ausreichend ernst genommen worden, und die Verabschiedung sei am Ende auch gegen Widerstände durchgepeitscht worden, bemängelte beispielsweise der Vertreter der Demokratischen Republik Kongo.

Der 15. Weltnaturgipfel - der auch unter dem Kürzel COP15 läuft - hätte ursprünglich schon 2020 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der anhaltenden pandemischen Lage dort verschoben und zerteilt. Der erste Verhandlungsteil fand im vergangenen Oktober hauptsächlich online im chinesischen Kunming statt.

(APA/dpa)

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