Der erfolgreiche EU-Ratsvorsitz war vor allem das Verdienst des einst europafeindlichen Premiers.
Prag. Es gab nicht wenige EU-Spitzenpolitiker, die schlimme Vorahnungen hatten, als Tschechien am 1. Juli turnusgemäß die Ratspräsidentschaft in der Union übernahm. Dem federführenden tschechischen Premier, Petr Fiala, ging bis dahin der Ruf eines scharfen EU-Kritikers voraus. Fiala ist Chef der liberal-konservativen Bürgerpartei ODS in Tschechien, die nach der Revolution 1989 von Václav Klaus gegründet worden ist. Als die Tschechen in einem Referendum über den Beitritt zur EU abstimmten, votierte Klaus mit Nein. Unmittelbar vor der Abstimmung rief er theatralisch die angeblich im Berg Blaník seit ewigen Zeiten hausenden Ritter an, dem tschechischen Volk zu Hilfe zu eilen, wenn es in größte Nöte gerate.
Auch wenn die ODS heute eine andere Partei ist als unter Klaus – in ihrer Kritik an der EU waren sich Klaus und Fiala lang einig. Freilich ist Klaus längst zu einem fanatischen Möchtegernzerstörer der EU geworden, der vor nichts mehr haltmacht und sich seiner guten Beziehungen zu Frankreichs Marine Le Pen oder zur AfD rühmt. So weit ist Fiala nie gegangen.