Analyse

Niederösterreichs ÖVP schwächelt bei ärmeren Männern

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) APA/ROLAND SCHLAGER
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In einer fiktiven Direktwahl zur Landeshauptfrau hätte Johanna Mikl-Leitner 40 Prozent erhalten, Udo Landbauer 21 und Franz Schnabl13 Prozent.

Die ÖVP hat in Niederösterreich verhältnismäßig wenige Stimmen von Männern mit geringen finanziellen Mitteln bekommen. Laut einer Sora/ISA-Wahltagsbefragung für den ORF votierten 45 Prozent der Wählerinnen, jedoch nur 34 Prozent der Wähler für die Volkspartei. Bei Menschen, die mit ihrem Einkommen schlecht auskommen, schnitt die ÖVP deutlich schlechter ab als etwa die FPÖ. Gleichzeitig war die Teuerung eines der bestimmenden Themen im Wahlkampf.

Von jenen Befragten, die mit ihrem Geld gut auskommen, wählten 46 Prozent die ÖVP. In der gleichen Gruppe kam die FPÖ auf 19 Prozent. Ganz anders bei denen, die finanzielle Probleme haben: Hier erreicht die FPÖ 45 Prozent, die ÖVP nur 21. Ein ähnliches Bild ergab die Aufteilung in Erwerbstätige und Pensionierte. Bei ersteren lagen Volkspartei und Freiheitliche mit je 30 Prozent gleichauf. Pensionistinnen und Pensionisten wählten hingegen zu 57 Prozent ÖVP und zu lediglich 16 Prozent FPÖ.

Für die Wahltagsbefragung haben Sora/ISA 1200 Wahlberechtigte telefonisch und online kontaktiert. Die Interviews wurden zwischen 23. und 28. Jänner durchgeführt. Die maximale Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 2,8 Prozent.

Fiktive Direktwahl

In einer fiktiven Direktwahl zur Landeshauptfrau hätte Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) 40 Prozent erhalten, Udo Landbauer (FPÖ) 21 und Franz Schnabl (SPÖ) 13 Prozent. Allerdings sagten auch 37 Prozent der Befragten, es sei "sehr" an der Zeit, dass eine andere Partei die Landeshauptfrau oder den Landeshauptmann stelle. Weitere 16 Prozent antworteten auf die Frage mit "ziemlich". Insgesamt sind das 53 Prozent, 2018 waren es noch 45.

Hingegen wünschen sich 53 Prozent der Wählerinnen und Wähler die ÖVP wieder in die Landesregierung. Die SPÖ liegt mit 46 Prozent in dieser Frage vor der FPÖ (34). Grüne und Neos würden je 25 Prozent gerne in der Regierung sehen.

Thematisch haben sich im Wahlkampf die aktuellen politischen Krisen widergespiegelt. 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben an, das Thema "Inflation und steigende Preise" sehr häufig diskutiert zu haben. Dahinter folgten in der Sora/ISA-Wahltagsbefragung "Sicherung der Energieversorgung" mit 32 Prozent und "Zuwanderung und Integration" mit 31 Prozent. Weitere wichtige Themen waren die Gesundheitsversorgung, Korruption, Krieg und Klimaschutz. Generell zeigten sich die Befragten weniger optimistisch als bei der letzten Landtagswahl 2018.

35 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich das Land Niederösterreich seit der letzten Landtagswahl eher negativ entwickelt hat. Nur 22 Prozent beurteilten die Entwicklung positiv. 2018 antworteten noch 39 Prozent mit "eher positiv", bei 16 Prozent Gegenmeinungen.

Auch das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Politik hat im Vergleichszeitraum deutlich abgenommen. 22 Prozent vertrauten bei der aktuellen Befragung darauf, dass in Niederösterreich sehr gute Lösungen für kommende Herausforderungen gefunden würden. Beim letzten Wahlgang waren noch 39 Prozent dieser Meinung.

(APA)

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