Opernball

Jane Fonda zum Opernball: "Ich brauche das Geld"

Jane Fonda bei der Opernball-Pressekonferenz
Jane Fonda bei der Opernball-PressekonferenzAPA (GEORG HOCHMUTH)
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Eigentlich dachte Jane Fonda, sie würde mit Richard Lugner nur in die Oper gehen. Tanzen will sie nicht: „Ich bin alt und könnte auseinanderfallen.“ Daneben erzählte sie von ihrem Tom Brady-Film und warb um Verständnis für die Klimakleber: „Das ist ein Hilfeschrei.“

Ob Richard Lugners Gäste eine Vorstellung haben, worauf sie sich da eingelassen haben, das hat man sich in der Vergangenheit schon des Öfteren gefragt. Im Fall von Jane Fonda wurde die Frage tatsächlich gestellt, und sie fiel noch überraschender aus als erwartet: „Ich will ehrlich sein“, erklärte die 85-jährige Schauspielerin. „Bis gestern dachte ich, ich würde mit diesem Herrn, nach dem eine ganze Stadt benannt ist (Anm. Lugner City), in die Oper gehen.“

Überhaupt haftete der Pressekonferenz in einem Kinosaal der Wiener Lugner City etwas leicht Absurdes an. Da warnt Jane Fonda vor dem Untergang der Welt, wie wir sie kennen, gleich darauf folgt wieder eine Frage zum Opernball oder zu Fondas Beauty Routine („heute früh kam ein junger Mann und hat mein Gesicht gemalt“). Bei all dem ist Richard Lugner noch nicht eingerechnet, der neben seinem Gast sitzt, kaum ein Wort versteht und selbst mit dem Handy vom Podium in den Kinosaal fotografiert.

„Sssschhhh! Ich kann mich nicht konzentrieren, ich bin müde!“, zischte Jane Fonda da schon einmal in Richtung ihres unaufmerksamen Gastgebers, und das klingt jetzt unfreundlicher, als es war, denn tatsächlich war die Schauspielerin redlich bemüht, die Fragen der Journalisten zu beantworten und den Saal zu unterhalten. Kaum jemand lächle, beschwerte sie sich. „Mir wurde gesagt, dass die Menschen hier mürrisch sind. Ist das denn wahr?“

Fonda im Fan-Schal

Erschienen war Fonda in schwarzem Hosenanzug, flachen Schuhen – und etwas, das eigentlich nach einem rot-grünen Fußballschal aussah. In Wirklichkeit hatte sie das Stück mit der Jahreszahl 1897 am Vortag in der Secession bekommen: Es handelte sich um ein Stück aus dem Museumsshop, wurde von Künstler Maurizio Cattelan entworfen und ist Teil seines Projekts „Museums League“. Überhaupt hatte Fonda an ihrem bisher zweiten Wien-Besuch (nach jenem auf der Viennale 2007) Freude an den Museen, sie besuchte am Dienstag auch die Albertina, das Leopold Museum und das Belvedere.

Vom Opernball, dem Grund ihres Besuchs, wusste Fonda am Mittwoch inzwischen immerhin, dass sie ein Kleid tragen muss (ihre Assistentin müsse aus diesem Grunde passen, „sie hat keines“). Sie werde Interviews geben, den Präsidenten treffen, Gesang und Tanz verfolgen und dann schlafen gehen, erklärte Fonda. Tanzen werde sie nicht. „Ich habe eine künstliche Schulter, zwei künstliche Hüften und ein künstliches Knie. Ich bin alt und könnte auseinanderfallen.“

>>> Richard Lugner im „Presse"-Interview: „Ich habe eine harte Haut gekriegt“

Mit der Woche des Opernballs startet nun die Hauptsaison des Richard Lugner. Warum tut er sich mit 90 Jahren das jährliche Spektakel noch an? Ist das noch zeitgemäß? Was treibt den Mann an, den man weithin als skurrile Figur kennt, der nichts peinlich zu sein scheint?

Dass sie mit ihren 85 trotzdem jugendlich daher kommt, führt die ehemalige Fitness-Queen auf ihre Neugier zurück. „Es ist wichtig, interessiert zu bleiben. Ich interessiere mich für junge Leute. Das hält jung.“ Außerdem habe sie eine gute Körperhaltung, ernähre sich gut, schlafe viel („letzte Nacht elf Stunden, ich wollte vorbereitet sein“, bemerkte sie in Richtung Lugner, „falls ich mit dem hier kämpfen müsste“), und betreibe bis heute ihr Workout. Das gleiche wie früher, „nur langsamer und mit leichteren Gewichten. Man sollte dabei nicht umfallen.“ Es sei wichtig, in Bewegung zu bleiben. „Wenn man Auto fährt, sollte man ja noch über die Schulter schauen können. Außerdem will ich meine Enkelkinder aufheben.“ Überhaupt habe sich die Vorstellung vom Leben geändert. „Früher wurde man geboren, auf Jahre mittleren Alters folgte der Abstieg in die Hinfälligkeit. Heute wird man geboren, man lebt und man stirbt. So habe ich das jedenfalls vor.“

Drei neue Komödien

In diesem Sinn hat Fonda allein im Vorjahr drei Filme gedreht. Erst vorige Woche hatte „80 for Brady“ Premiere, die Komödie erzählt von vier Frauen in ihren Achtzigern, die von Footballstar Tom Brady besessen sind, und sich gemeinsam auf den Weg zum Super Bowl machen.  Brady selbst fungiert als Produzent – und spielt mit. Fonda: „Er ist ein sehr guter Schauspieler, wer hätte das gedacht?“

Im März startet in den USA die schwarze Komödie „Moving On“, für die sich Fonda nach dem Ende der Netflix-Hitserie „Grace and Frankie“ wieder mit ihrer „guten Freundin“ Lily Tomlin zusammengetan hat.  Darin treffen die beiden als Freundinnen nach längerer Zeit bei einem Begräbnis wieder aufeinander und schmieden den Plan, sich an dem Witwer zu rächen, der jede von ihnen vor Jahren hintergangen hat.

Und dann hat Fonda im Vorjahr in Italien noch mit Diane Keaton eine Fortsetzung von „Book Club“ gedreht, wieder stehen hier mit Fonda, Keaton, Candice Bergen und Mary Steenburgen vier nicht mehr ganz junge Freundinnen im Mittelpunkt, die sich auf einen Junggesellinnenabschied begeben und in Rom und Venedig Abenteuer erleben. Wenn man ihr mit 30 vorausgesagt hätte, dass sie mit 85 drei Filme in einem Jahr drehen würden, „ich hätte gesagt, das ist verrückt“.

2023 nur Klima-Aktivismus

Heuer dreht Fonda keine Filme, will sich ganz ihrem Klima widmen. Das sei auch der Grund, warum sie Einladungen wie diese annehme: „Ich muss Geld verdienen.“ Demnächst will sie nach Louisiana, zum von Hochwasser und Stürmen geplagten „Ground Zero des Klimawandels“, wo die Menschen „an den Folgen der Ölindustrie sterben“. Für die Klima-Kleber der Letzten Generation hat sie Verständnis. „Ich weiß, dass das viele Menschen aufregt, aber wir müssen verstehen, warum junge Menschen zu so drastischen Mitteln greifen“, sagt Fonda und man merkt, wie nahe ihr das Thema geht. Würde der Klimawandel nicht verlangsamt, „könnte das das Ende der Zivilisation bedeuten. Wir müssen auf diese jungen Leute hören.“ Es handle sich um einen Hilfeschrei. Auch sie selbst habe schon zu Mitteln des zivilen Ungehorsams gegriffen, sei dabei auch verhaftet worden, „nur so etwas sorgt für Schlagzeilen rund um die Welt. Wir müssen sie verstehen und mit ihnen mitfühlen und verhindern, dass die Klimakrise zur Katastrophe wird.“

Fonda selbst hat inzwischen zwei einschlägige Organisationen gegründet. Eine bildet besorgte Bürger zu Aktivisten aus, die andere unterstützt politische Kandidaten, die versprechen, keine Spenden von der Ölindustrie zu nehmen. Viele der Kandidatinnen seien junge, farbige Frauen. „Wir müssen andere Menschen in die Regierung wählen. Wir brauchen Regierungen, die für die Menschen arbeiten, nicht für die großen Unternehmen.“ Hier schlägt Fonda dann auch den Bogen zum Opernball: Sie habe gehört, dass die OMV ein Sponsor der Wiener Staatsoper sei. „Sie haben so eine großartige Oper. Bitte versuchen Sie, sie dazu zu bringen, keine Unterstützung eines Ölunternehmens anzunehmen.“

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