Kreislaufwirtschaft

Circularity: Bessere Produkte sollen sich besser rechnen

So nah und doch so fern: Direkt neben der Müllverbrennung befindet sich das Hochhaus, in dem das Climate Lab zu Hause ist. Hier wird überlegt, wie Kreislaufwirtschaft konkret werden kann - sodass weniger Müll wird, der verbrannt wird.
So nah und doch so fern: Direkt neben der Müllverbrennung befindet sich das Hochhaus, in dem das Climate Lab zu Hause ist. Hier wird überlegt, wie Kreislaufwirtschaft konkret werden kann - sodass weniger Müll wird, der verbrannt wird.(c) Günther Peroutka/WB
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Drehscheibe für die Kreislaufwirtschaft startet im „Climate Lab“ in Wien. Die Umsetzung braucht allerdings deutlich mehr und geht über die Grenzen Österreichs hinaus.

Der Begriff ist wahrlich nicht neu: „Kreislaufwirtschaft“. Das Wort, das seit 40 Jahren oft mit großer Leichtfertigkeit in den Raum gestellt wird, beschreibt eine Wirtschaftsweise, bei der keine Abfälle entstehen. Das ist das Idealbild, das sich optimal auf die Umwelt und natürlich auch auf die Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen auswirkt. Von dem sind wir jedoch weit weg. Tatsächlich „im Kreis geführt“ sind Produktionen nur in absoluten Ausnahmefällen.

Aber selbst wenn das Idealbild nur teilweise erreicht wird, so kann es schon ein großer Schritt in die richtige Richtung sein. Das zeigt etwa das startup „Matr“, das sich zum Ziel gesetzt hat, der Ressourcenverschwendung den Kampf anzusagen. Momentan lautet das Motto noch „Gute Nacht, Matratze“ – denn von ihnen werden in Österreich jährlich 1,4 Millionen pro Jahr weggeworfen (in Europa sind es 30 Millionen). Sie landen meistens in der Müllverbrennung.

Das startup setzt auf eine nachhaltigere Produktion – unter anderem darauf, dass die einzelnen Schichten der Matratze wieder getrennt und separat weiter-verarbeitet werden können.

Das zeigt eine zentrale Bedingung, damit Kreislaufwirtschaft eine Chance bekommt: Öko-Design. Produkte müssen so beschaffen sein, dass sie einfach wieder in die einzelnen Komponenten und Materialien zerlegt werden können.

„Das setzt auch voraus, dass sie keine bzw. wenig giftige Chemikalien enthalten“, meint Umwelt- und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Sie war eine der Rednerinnen beim Start des Schwerpunkts „Circularity“ im Climate Lab in Wien. Climate Lab ist eine Initiative des Klima- und Energiefonds und des Umwelt- und Klimaschutzministeriums mit dem Ziel „sektorenübergreifende Allianzen zur formen und Kräfte zu bündeln“, wie es heißt.

„Viel Luft nach oben"

Die Bundesregierung hat Dezember eine Kreislaufwirtschafts-Strategie beschlossen. Gefragt, wo sich Österreich auf dem Weg der Umsetzung befindet, meint die Ministerin, es sei „auf der Aufholjagd“; wird dann aber doch etwas deutlicher: „Es ist noch viel Luft nach oben.“

Was zu tun ist, geht weit über die Legislaturperiode einer Regierung und weit über die Grenzen eines Landes hinaus. Außer einem nachhaltigen Produktdesign wird es wohl starke Impulse bei der Sammlung und Wiederverwertung, Anreize und wohl auch gesetzgeberische Eingriffe geben müssen. Kreislaufwirtschaft muss sich jedenfalls rechnen und günstiger sein als Produkte, die ohne gesamtheitlichen Ansatz produziert und verkauft werden (wie etwa „Fast Fashion")

Heimo Scheuch, CEO der Wienerberger Gruppe, meint in seinem Statement, dass „wir uns nicht nur auf die Politik verlassen dürfen“. Industrie und Wirtschaft müssten „Eigenverantwortung“ übernehmen. „Wir wissen schon, worum es geht.“ Derzeit sei bei den von seinerm Konzern eingesetzten Materialien ein Recycling von etwa 20 Prozent möglich, „aber es handelt sich bei den Baustoffen um sehr langlebige“, so Scheuch.

Der Konzern verbaut jährlich so viel Material, dass sich mit dieser Menge Graz neu erbauen ließe. Er hofft, dass „in 100 Jahren, wenn sich diese Frage für die heute erbauten Häuser stellt, Recycling von 100 Prozent möglich sein wird.“

Das „Climate Lab“ will im laufenden Jahr mit dem Fokus auf Kreislaufwirtschaft einen Schwerpunkt setzen. Hier soll eine Drehscheibe für die Innovationen und Vernetzung ausgebaut werden, um die Kreislaufwirtschaft von der Ausnahme zum Normalfall werden zu lassen.

>> Die Kreislaufwirtschaftsstrategie

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