In der belagerten Stadt im Osten der Ukraine detonieren pausenlos russische Granaten. Die Ukrainer leisten verbissen Widerstand. Männer wie der 24-jährige Kola wagen sich nach Bachmut, um Zivilisten herauszuholen. Ein Lokalaugenschein.
Mykola, der nur Kola genannt werden will, drückt plötzlich noch mehr aufs Gaspedal. Der Mitsubishi Pajero donnert krachend über die mit Schneewasser gefüllten Schlaglöcher, als würden gleich die Achsen brechen. Eine braune feuchte Sauce spritzt aus den großen Lacken auf die Windschutzscheibe und macht die Fahrt für einige Sekunden zum Blindflug. „Hier in diesem Teil ist es besonders gefährlich“, sagt Kola, der mit Helm und Schutzweste hinterm Steuer sitzt. „Die Russen sind nur wenige Kilometer entfernt.“ Der erst 24-Jährige weiß, wovon er spricht. Er fährt jeden Tag nach Bachmut, oft mehrere Male innerhalb weniger Stunden. Kola hat schon einige Angriffe auf den beiden letzten offenen Routen erlebt, die noch in die heftig umkämpfte Stadt führen. Der Kreml hat die Eroberung Bachmuts als ein wichtiges Ziel definiert. Die Ukrainer wehren sich verbissen.
Eigentlich betreibt Kola ein Café in der Hauptstadt Kiew. Aber nach Kriegsbeginn hat sich der junge Mann entschieden, Leben zu retten. Seit einem Jahr bringt er nun schon ukrainische Landsleute aus besonders gefährlichen Gebieten, in die sonst kaum jemand fahren will. Zuletzt tat er das in Soledar, bevor die Kleinstadt im Jänner in die Hände der berüchtigten Wagner-Söldner fiel. Heute holt Kola Zivilisten aus Bachmut und könnte rund um die Uhr arbeiten. Denn immer mehr Menschen, die sich bisher weigerten, ihre Heimatstadt zu verlassen, wollen raus.