Automarkt

Autogipfel: Österreich habe "große Kompetenz bei E-Fuels"

APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Vertreter aus Wissenschaft und Industrie wurden eingeladen, um über die Zukunft der Autobranche in Österreich zu sprechen. Kanzler Nehammer will vermehrt auf E-Fuels setzen.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) will in Brüssel "Druck aufbauen gegen Denkverbote", die Forschung und Innovation im Zusammenhang mit der Nutzung von E-Fuels im Autoverkehr behindern. "Es ist wichtig, dass wir Forschung und Entwicklung weiter fördern", sagte Nehammer am Mittwochabend nach dem "Autogipfel" im Bundeskanzleramt, gegen den es schon im Vorfeld viel Kritik gab.

Bei dem von ihm initiierten Autogipfel sei es darum gegangen, wie man den Forschungs-, Innovations- und Produktionsstandort Österreich absichern und mit welchen Technologien man Mobilität weiterentwickeln kann. "In Österreich hängen mittelbar und unmittelbar mehr als 300.000 Arbeitsplätze von der Autoindustrie ab", sagte Nehammer. Die Wertschöpfung der Autoindustrie in Österreich betrage 27 Mrd. Euro, sagte der Kanzler. Österreich sei eines der führenden Länder bei der Anmeldung von Patenten in diesem Bereich.

Brüssel überzeugen 

Auch Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sprach sich nach dem Treffen mit Vertretern aus Wissenschaft und Industrie für Technologieoffenheit aus. Es gehe jetzt auch darum, Brüssel zu überzeugen, dass gewisse Dinge, die jetzt noch nicht förderbar seien, die aber für ein gelingen der Wende und für den Standort Europa wichtig seien, doch förderbar zu machen.

Nehammer hatte sich zuletzt sehr für das Thema E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe, eingesetzt und dafür viel Kritik geerntet. Nach Ansicht vieler Experten ist der Einsatz synthetischer Kraftstoffe im Vergleich zu Elektroautos nicht energieeffizient.

Kritik von Umweltschützern und Opposition 

Dieser Ansicht sind auch viele Umweltschutz-Organisationen und Klimaaktivisten wie Global 2000 und Greenpeace sowie Fridays for Future. Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" besprühten am Mittwoch die Fassade des Bundeskanzleramts mit einer ölig-schwarzen Flüssigkeit - nach ihren Angaben handelte es sich dabei um einen Mix aus Wasser, Guarkernmehl und Farbe, der abwaschbar und ungiftig sei.

Kritik kam schon im Vorfeld auch von den Oppositionsparteien. Aber auch im Klimaschutzministerium ist man der Meinung, dass die Zukunft der Elektromobilität gehört. Das sei auch für die österreichische Autoindustrie eine große Chance.

Begrüßt wurde die Initiative des Bundeskanzlers hingegen vom Autofahrerclub ÖAMTC, den Autoimporteuren, der Fahrzeugindustrie, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sowie der Plattform Erneuerbare Kraftstoffe.

Eingeladen waren zu dem Treffen u.a. Stefan Schleicher (JKU Linz), Georg Brasseur (TU Graz), Wilfried Sihn (TU Wien), Bernhard Geringer (TU Wien), Robert Schlögl (Humboldt-Stiftung), Werner Kepplinger (Uni Leoben), Berthold Kren (Lafarge), Martijn van Koten (OMV), Klaus von Moltke (BMW Steyr), Dieter Althaus (Magna AG), Frank Obrist (Obrist Group) und Alexander Klacska (WKÖ).

Energieimport notwendig 

Der Chemiker Robert Schlögl, Präsident der deutschen Alexander von Humboldt-Stiftung, meinte: "Ich würde vor allen Dingen erst mal dieses Vorurteil weggeben, dass die Erzeugung von E-Fuels sehr ineffizient sei." Es werde nie möglich sein, sämtlichen Energiebedarf mit Strom zu decken, sagte Schlögl. Man werde auch in Zukunft Energie importieren müssen. "Die wesentliche Menge des Kraftstoffs wird außerhalb von Europa gemacht werden." Wenn man die Energie also ohnehin in einer transportable Form bringen müsse, sei es gesamtenergetisch sinnvoller, sie direkt zu verwenden, ohne daraus wieder Strom zu machen.

Und Georg Brasseur, emeritierter Professor an der TU Graz, verwies auf die "Limitierung der Rohstoffe, die wir haben, um diese gewaltige Energiewende hinzukriegen". Europa und Österreich sollen sich nicht in neue Abhängigkeiten begeben, wie "beispielsweise jetzt mit den Batterien aus China".

In der EU dürfen ab 2035 keine Neuwagen mehr verkauft werden, die ausschließlich mit Benzin oder Diesel fahren. Die EU-Staaten beschlossen Ende März endgültig ein weitgehendes Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotor, nachdem die Entscheidung von Deutschland wochenlang blockiert worden war. Nach dem erzielten Kompromiss können auch nach 2035 Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU zugelassen werden, wenn sie mit E-Fuels betankt werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.