Präsident Erdoğan und sein Herausforderer Kılıçdaroğlu eint außer dem Willen zur Macht fast nichts. Sie verfolgen völlig unterschiedliche Ziele und Stile.
Wenn Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Fragen des türkischen Staatsfernsehens beantwortet, sitzt er mit Anzug und Krawatte auf einem goldverzierten Sessel in einem prächtigen Saal mit Kronleuchtern und Fahnen. Wenn Kemal Kılıçdaroğlu als Erdoğans Herausforderer bei der Präsidentenwahl am 14. Mai zu den türkischen Wählern spricht, sitzt er im offenen Hemd zu Hause am Küchentisch, mit Töpfen, Teekocher und abgespültem Geschirr im Hintergrund.
Beim Duell zwischen Erdoğan, 69, und Kılıçdaroğlu, 74, um das höchste Staatsamt stehen die gegensätzlichen Politikstile der beiden Kontrahenten für grundverschiedene Vorstellungen von der Zukunft des Landes. Die Richtungswahl entscheidet, ob Erdoğan mit seinem autokratischen Präsidialsystem und seinem Großmachtsanspruch für die Türkei die kommenden Jahre bestimmen wird, oder ob die Türkei unter Kılıçdaroğlu zur parlamentarischen Demokratie zurückkehrt und einen gemäßigteren außenpolitischen Kurs einschlägt.