Programm

Saison 2023/24: Das Volkstheater nähert sich Wien

Marcel Urlaub
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Volkstheaterdirektor Kay Voges bringt Artmann, Bachmann, Edelbauer, Horváth. Und hofft auf mehr Publikum.

„Wien bleibt Wien – und das ist wohl das Schlimmste, was man über diese Stadt sagen kann“: Das Bonmot Alfred Polgars hat der aus Düsseldorf stammende Kay Voges, Direktor des Wiener Volkstheaters seit 2020, zu einem deklarierten Wien-Schwerpunkt für die Saison 2023/24 inspiriert: „Wien bleibt Wien. Wien bleibt nicht Wien“ ist das antithetische Motto. So adaptiert Claudia Bauer, viel gelobt für ihre Annäherung an Ernst Jandl („humanistää!“, läuft wieder ab September), Ingeborg Bachmanns „Malina“. Nils Voges, der Bruder des Direktors, zeigt eine Bühnenfassung des Romans „Die Inkommensurablen“ von Raphaela Edelbauer, der in Wien 1914 spielt. Helmut Qualtingers zurecht beliebtes Album „Schwarze Lieder“ (mit Dialektgedichten von H. C. Artmann und Gerhard Rühm) wird diesmal von einem Tiroler entdeckt: Wolfgang Menardi inszeniert eine „Todescollage auf Wienerisch“.

Zwar laut Textausgabe „in einer großen Stadt, durch die ein Fluss fließt“, aber nicht in Wien, sondern in Paris spielt Horváths selten aufgeführte Komödie „Die Unbekannte aus der Seine“: Im Volkstheater inszeniert sie Anna Bergmann. Die Gruppe Rimini Protokoll befasst sich in „Dies ist keine Botschaft“ mit Taiwan, Antonio Latella geht an Goldonis „Diener zweier Herren“, Luc Perceval kombiniert in „Rom“ die römischen Tragödien Shakespeares, Alexander Giesche bringt erstmals sein Mensch-Maschinen-Theater nach Wien. Voges selbst präsentiert eine „Gameshow für Österreich“ namens „Du musst dich entscheiden!“.

Völlig revidiert wurde das Konzept des Volkstheaters in den Bezirken. Statt der politisch ausgerichteten Reality-Arbeiten von Calle Fuhr kommen unter der Leitung von Lisa Kerkin wieder Stücke, und zwar bekannte Titel: „Frankenstein“, „Elektra“, Hitchcocks „39 Stufen“, „Amadeus“ von Peter Shaffer und sogar „Der kleine Prinz“.

Auslastungszahlen wenig valide

Vorgestellt wurde all dies und mehr in der Roten Bar unter Einsatz eines Videos in der Trash-Punk-Ästhetik, die die Volkstheater-PR seit 2020 prägt, mit nicht zu wenig Selbstironie. Etwas verhaltener präsentierte Geschäftsführer Cay Urbanek ein paar Zahlen: Die Gesamtauslastung habe 63 Prozent betragen, die Auslastung der großen Bühne 68 Prozent (nach 44 Prozent in der Saison 2021/22). Allerdings ist diese Zahl nicht mit den kürzlich von den Bundestheatern angegebenen Zahlen (z. B. Burgtheater: 64 Prozent) vergleichbar, da das Volkstheater oft prophylaktisch Sitzreihen oder ganze Ränge sperrt und sich die Auslastung nur auf die tatsächlich angebotenen Karten bezieht.

Sehr erfolgreich waren die Popkonzerte im großen Haus. Es wird sie weiter geben, etliche Lieblinge der Postpunk-Generation kommen, wie Calexico, Jochen Distelmeyer, Paul Weller oder Chilly Gonzales. Gar nicht mehr bespielt wird 2023/24 die Filiale des Volkstheaters am Hundsturm, zuletzt Volx genannt. Sie wird nun als Probebühne genutzt. Jedenfalls herrsche Aufbruchsstimmung, erklärte Urbanek. Voges versuchte ebenfalls mit Verve, diese zu vermitteln, wobei er besonders auf Zuwachs von Abonnenten hofft – derzeit sind es 799.

>> www.volkstheater.at

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