Protest

"Ich sehe das als meine Pflicht": Kabarettisten stellen sich hinter Letzte Generation

APA/EVA MANHART
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Robert Palfrader, Gunkl und weitere Comedians blockierten gemeinsam mit der Klimaschutzbewegung die Reichsbrücke. Zu weiteren Aktionen kam es auf der Nord- und der Floridsdorfer Brücke sowie der Rechte Wienzeile und dem Schwarzenbergplatz.

Die Klimaschutzgruppe Letzte Generation hat Montagfrüh erneut den Wiener Verkehr an mehreren Stellen aufgehalten. Dieses Mal dürften die Aktivistinnen und Aktivisten die Brücken in der Bundeshauptstadt ins Visier genommen haben. Unterstützung bekamen sie bei der Reichsbrücke von den "Kabarettist:innen For Future", wo unter anderem Martin Puntigam, Robert Palfrader und Günther Paal alias "Gunkl" die Straße blockierten. Proteste gab es zudem auf der Nord- und der Floridsdorfer Brücke sowie der Rechten Wienzeile beim Getreidemarkt und dem Schwarzenbergplatz.

Es kam zu umfangreichen Staus und teils bis zu einer Stunde Zeitverlust, teilte der ÖAMTC mit. Gegen 9.00 Uhr waren die Blockaden aufgelöst, twitterte die Landespolizeidirektion Wien. Es gab Polizeisprecher Philipp Haßlinger zufolge 78 Anzeigen und 40 Festnahmen unter den Aktivistinnen und Aktivisten, die im Gegensatz zu den Kabarettisten nicht der Aufforderung nachkamen, den unangemeldeten Protest aufzulösen.

Die Letzte Generation sprach von rund 60 beteiligten Aktivistinnen und Aktivisten sowie 50 Teilnehmern aus der Zivilgesellschaft, darunter unter anderem die weiteren Kabarettisten Hosea Rathschiller, Antonia Stabinger, Benedikt Mitmannsgruber, Christoph Fritz und David Scheid alias „Dave".

Puntigam: „Die Lage ist so eindeutig ernst"

„Ich stehe ungern früh auf“, sagt Puntigam von der Sendung „Science Busters“. Aber die Lage sei so eindeutig ernst und wir haben so eine derartige Verspätung, die Klimazielen zu erreichen. „Auch wenn man am Abend auftritt, kann man sich in der Früh solidarisieren“, so der Kabarettist, der die Unterstützung initiiert hat.

„Ich finde die ganze Aktion scheiße, ich würde das am liebsten nicht machen“, meint Palfrader ("Wir sind Kaiser"). Aber er sehe es als seine Pflicht, mit seiner Öffentlichkeit, Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken, sagt der 54-Jährige. „Deshalb bin ich da“.

„Wir setzen uns dem fossilen Wahnsinn in den Weg, weil die Regierung nicht bereit ist, mit einfachsten Maßnahmen unser Leben zu schützen“, schreibt die Letzte Generation. Sie fordert damit abermals unter anderem Tempo 100 auf der Autobahn und ein Verbot neuer Öl- und Gasbohrungen.

Aktivistin betonierte Hand fest

Eine festgenommene Person wurde vorübergehend zur gesundheitlichen Abklärung von der Wiener Berufsrettung in ein Spital gebracht. Die Aktivistin hatte sich nicht wie üblich bei derartigen Protesten mit Superkleber auf der Handfläche auf die Fahrbahn geklebt, sondern laut "Letzter Generation" ihre Hand "an die Autobahn betoniert", was für den Körper sehr gefährlich sein kann. Es handelte sich laut Haßlinger jedoch nicht um Beton oder Zement, sondern um ein Sand-Kleber-Gemisch. Die Sondereinheit Wega habe die junge Frau mit mehr Aufwand, aber unverletzt abgelöst. Es wurde laut Berufsrettung lediglich eine Hautrötung festgestellt.

Die Klimaschützer verwendeten zudem erstmals auch eigene Autos, um die A23 zu blockieren. Außerdem folgte gegen 13.00 Uhr eine weitere unangekündigte Protestaktion auf der Schwedenbrücke zur Innenstadt beim Schwedenplatz. Hier nahm die Polizei laut Haßlinger sechs weitere Aktivisten fest.

Tendenz zu Gewalt gegenüber Aktivisten

Mit der Aktion am Montag starten die Aktivistinnen und Aktivisten in die letzte Woche ihrer großen Protestwelle im Mai. In der vergangenen Woche gab es eine große Aufregung rund um eine Aktion am Verteilerkreis. Ein Rettungsauto im Einsatz steckte dort in einem Stau fest, der von der Bewegung verursacht wurde.

Zudem scheint die Stimmung gegen die Stimmung gegen die Letzten Generation aggressiver zu werden. Vergangenem Mittwoch bedrohte ein Mann die Protestierenden mit einem Messer. Die Polizei spricht davon, dass eine leichte Tendenz zur Gewalt gegen Aktivistinnen und Aktivisten erkennbar sei.

(APA/schev)

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