Prozess

"Wollte berühmt werden": Sechs Monate bedingt für Aufwiegler von Linzer Halloween-Randale

FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR
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Der damals 16-Jährige postete ein Video, das die Ausschreitungen befeuerte. Er sah ein, dass das falsch war. Deshalb fiel das Urteil, das auch auf eineinhalb Jahre Haft hätte lauten können, mild aus.

In der Prozess-Serie um die Halloween-Krawalle in Linz ist am Mittwoch der Aufwiegler vom Landesgericht Linz zu sechs Monaten bedingter Haft mit dreijähriger Probezeit verurteilt worden. Der damals 16-Jährige hat ein Video gepostet, das die Ausschreitungen befeuerte. Darin werden Parallelen zum Spielfilm "Athena", der Straßenschlachten und Polizeigewalt in der französischen Vorstadt zum Inhalt hat, gezogen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Die Anklage lautete auf "schwere gemeinschaftliche Gewalt als Bestimmungstäter“. Dafür hätte der Jugendliche bis zu eineinhalb Jahre Haft kassieren können. Doch sein Tatsachengeständnis, sowie seine inzwischen erlangte Einsicht, etwas Falsches getan zu haben, führte zu einem milden Urteil. So scheine es "gerade noch nicht im Leumundszeugnis" auf, merkte der Richter an. Als Auflagen erhielt er einerseits einen Bewährungshelfer für die Dauer der Probezeit. Außerdem muss er eine Unterweisung zum Thema verantwortungsvoller Umgang mit sozialen Medien erhalten. Sein Smartphone, "die Tatwaffe", wurde konfisziert.

„Wollte nur berühmt werden"

Der Tischlerlehrling hatte im Prozess versichert, er habe mit dem Video im Internet nur "berühmt werden" wollen. Am 30. Oktober 2022 lud er es hoch und verknüpfte es mit einem Foto vom Linzer Taubenmarkt. Er selber war bei den Ausschreitungen von mehreren Hundert überwiegend Jugendlichen am Abend darauf in der Linzer Innenstadt aber nicht dabei. Er habe keine Randale anzetteln wollen, hätte jedoch "schon ein bisschen damit gerechnet", gab er zu.

Die Rolle des Angeklagten sah die Staatsanwältin schon als Aufwiegler, wenn man einen "erschreckend gewalttätigen Film" hochlädt. Er sei sich klar gewesen, dass es zu "Verletzungen von Polizisten und Beschädigungen der kritischen Infrastruktur kommen kann". Nach den Ausschreitungen habe er sich dann auch im Internet noch mit dem gebrüstet, was er angezettelt habe. "Für das, was man in der virtuellen Welt macht, muss man sich in der realen Welt auch verantworten", hielt sie ihm vor.

„War einfach ein blöde Idee"

Der Verteidiger sprach von einer gewissen "Sorglosigkeit" des Teenagers. Sein Mandant sei "absolut unbescholten", ein ordentlicher Jugendlicher, unterstrich er. "Man muss ihm nicht alles verbauen", sagte er im Eröffnungsplädoyer und sprach sich gegen eine harte, generalpräventive Haftstrafe aus. Denn bei dem Teenager habe ein Umdenken eingesetzt und er habe sich von damaligen Freunden getrennt.

Der inzwischen 17-Jährige meinte auf Nachfrage des Richters, ob er "im Hintergrund die Fäden" gezogen oder "nur so eine Idee" gehabt habe: "Es war einfach eine blöde Idee." Bei der Hausdurchsuchung am 17. Dezember 2022 sei ihm dies bewusst geworden. Die Empfehlung der Jugendgerichtshilfe für eine Schulung zum adäquaten Medienumgang würde er annehmen, sagte er. Denn er wisse, dass wegen seines Postings "Menschen zum Taubenmarkt gegangen sind". Immerhin wurde es 20.000-mal angeklickt und erhielt 500 Likes.

(APA)

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