Studie

Armut um ein Drittel reduzieren? Für Caritas keine Utopie

Clemens Fabry
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Der Sozialpartner verlangt eine Anpassung der Ausgleichszulage an die Armutsgefährdungsschwelle. Derzeit liegt sie deutlich darunter.

Die Caritas fordert eine Anhebung der Ausgleichszulage, die das Mindesteinkommen für Pensionsbeziehende sichert, auf rund 1400 Euro. Das entspricht in etwa der Armutsgefährdungsschwelle in Österreich. Aktuell liegt die Höhe der Ausgleichszulage mit rund 1100 Euro weit darunter.

Und das, obwohl alle Sozialleistungen in Österreich an die Teuerung angepasst wurden. Das Problem dabei: Die Inflationsraten, die für die Anhebung herangezogen wurden, stammen teilweise noch aus dem Jahr 2021. Armutsgefährdete Menschen in Österreich spüren derzeit aber eine Inflation von 15 Prozent, sagt Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas, am Dienstag vor Journalistinnen und Journalisten. Die Zahl der Anfragen bei der Caritas hat sich 2022 verdoppelt.

Ältere Frauen profitieren besonders

Um zu verdeutlichen, was eine solche Erhöhung für Betroffene in Österreich bedeuten könnte, hat die Caritas in Zusammenarbeit mit dem Sora-Institut Zahlen ausgearbeitet. Eine Studie auf Basis des Steuer/Transfer-Mikrosimulationsmodells „Euromod" des Europäischen Zentrums für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung zeigt: Eine Erhöhung der Ausgleichszulage könnte die Armut in Österreich um ein Drittel reduzieren und vielleicht Risse im Sozialsystem kitten.

Besonders Frauen könnten von einer Erhöhung der Ausgleichszulage profitieren – sie machen mit 49 Prozent den Großteil der Begünstigten aus. Bei alleinstehenden Frauen würde sich die Armutsgefährdung am stärksten reduzieren: von unter fünf auf über 25 Prozent in der Altersgruppe über 65. Aber auch die Armutsgefährdung von alleinerziehenden Personen würde sich um etwa zehn Prozent reduzieren.

Weniger Armut, weniger Sozialkosten

Unter den Betroffenen sind aber auch etliche Kinder. Sie machen gemeinsam mit unter 24-Jährigen, die sich noch in Ausbildung befinden, 14 Prozent der Begünstigten aus. Insgesamt sind das in Österreich 1,1 Millionen Menschen.

Die Kosten für eine Anhebung der Ausgleichszulage würden sich auf 2,3 Milliarden Euro belaufen. Das entspricht 1,7 Prozent der Sozialausgaben. Parr meint: „Das muss es uns wert sein.“ Die zusätzlichen Kosten müsse man auch den volkswirtschaftlichen Kosten von Armut und Benachteiligung gegenüberstellen. „Wenn ich versuche, Armut zu vermeiden“, betont Parr, „spare ich an anderen Stellen sozialwirtschaftliche Ausgaben ein.“

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