Teuerung

Staatliche Gießkanne trieb die Inflation an

Inflation stabilisiert sich Einkaufswagen im Supermarkt am 25.02.2023 in NRW. Kanzleramt beendet konzertierte Aktion geg
Inflation stabilisiert sich Einkaufswagen im Supermarkt am 25.02.2023 in NRW. Kanzleramt beendet konzertierte Aktion gegIMAGO/aal.photo
  • Drucken

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Inflationsrate in Österreich derzeit so hoch ist. Ein wichtiger sei auch die Politik der staatlichen Anti-Teuerungshilfen, so die Agenda Austria. Diese seien zu undifferenziert geflossen.

Morgen, Donnerstag, präsentiert die Statistik Austria ihre Schnellschätzung für die Inflation im Mai. Und allgemein wird erwartet, dass es nun wirklich eine spürbare Entlastung bei der Teuerung geben wird. Im April war die Inflationsrate in Österreich ja eher überraschend noch einmal von 9,2 auf 9,8 Prozent angestiegen. Zwar gab es diese unerwartete Trendwende nach oben auch im restlichen Europa. Dennoch fiel sie hierzulande wesentlich stärker aus und Österreich liegt auch schon seit längerem deutlich über dem Eurozonen-Schnitt, der im April sieben Prozent betrug. Nur die baltischen Länder sowie die Slowakei weisen innerhalb des Euroraums eine noch höhere Inflation aus.

Über die Gründe für die höhere Inflationsrate in Österreich wurde in den vergangenen Wochen bereits stark diskutiert. Laut Ökonomen von Wifo und IHS gibt es dafür mehrere Ursachen. So ist etwa die Gastronomie aufgrund des starken Tourismus stärker im Warenkorb gewichtet als beispielsweise in Deutschland. Und diese war in den vergangenen Monaten ein regelrechter Preistreiber.

Hohe Zweitrundeneffekte

Außerdem setzte die Regierung hierzulande vor allem auf monetäre Hilfen und griff nicht so stark in die Preise ein. Das hatte zwar den Vorteil, dass beispielsweise bei Energie weiterhin wichtige Knappheitssignale am Markt waren und Sparsamkeit honoriert wurde. Dadurch blieb aber auch die nominelle Inflationsrate hoch, weshalb sich über die Lohnrunden nun höhere Zweitrundeneffekte ergeben, die vor allem im Dienstleistungssektor spürbar werden.

Laut einer Untersuchung des liberalen Thinktanks Agenda Austria hat der Staat aber auch auf andere Weise die Teuerung beeinflusst. Und zwar durch die hohe Nachfrage, die einerseits direkt von staatlicher Seite aber vor allem auch durch zu undifferenzierte Anti-Teuerungshilfen erzeugt wurde. Der Staat habe im Jahr 2022 und heuer jeweils etwa sieben Milliarden Euro an Teuerungshilfen bereits ausgezahlt oder eingeplant, so Agenda-Ökonom Marcel Göttert. Das schlage sich auch in den Haushaltseinkommen der Österreicherinnen und Österreicher nieder. Diese sind laut Statistik Austria von 270,4 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 307,4 Milliarden Euro im Vorjahr angestiegen.

Entscheidend für die Inflation ist dabei, dass ein Gutteil dieses Geldes auch in den Konsum geflossen ist. Nominell stiegen die Verbrauchsausgaben der Privathaushalte je Quartal von etwa 46 Milliarden Euro im ersten Quartal 2019 auf zuletzt 56 Milliarden Euro an. Das führte dazu, dass es auch real – also inflationsbereinigt – eine weitgehende Stagnation der Konsumausgaben bei zuletzt rund 45 Milliarden Euro gab (siehe Grafik). Mit anderen Worten: die Preise legten zwar kräftig zu, da die Menschen jedoch auch spürbar mehr Geld in ihren Börsen hatten, konnten sie diese höheren Preise auch zahlen und mussten sich in ihren Konsumausgaben nicht einschränken. Ein Indiz dafür, dass es den Menschen in Österreich in Summe trotz der Teuerung nicht viel schlechter gehe, würden auch die Bankeinlagen der Privathaushalte geben. Diese stiegen laut Nationalbank von 266,9 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf zuletzt 299,7 Milliarden Euro, heißt es bei der Agenda Austria.

„Das Problem bei der ganzen Sache ist die Gießkanne der staatlichen Hilfen“, sagt Göttert. Man habe es zwar geschafft, die ärmeren Bevölkerungsschichten zu entlasten, dabei erhielten aber auch viele andere etwas, obwohl sie diese staatlichen Hilfen nicht unbedingt gebraucht hätten. „Man hat mit Schulden finanziert, dass Menschen auf Urlaub fahren konnten“, so Göttert. Dass es auch anders gegangen wäre, zeige der Energiebonus des Landes Wien, der an die Einkommenshöhe gekoppelt war. „Warum hat man das nicht in ganz Österreich gemacht? Es sollte nur darum gehen, die Ärmsten zu entlasten“, so Göttert.

Kaufkraft blieb weitgehend erhalten

Vergleiche man das preisbereinigte verfügbare Haushaltseinkommen pro Kopf, dann liege dieses laut Zahlen der OECD in Österreich bei 97,8 Prozent des Werts aus dem Jahr 2019. Damit ist die Kaufkraft in Österreich deutlich geringer gefallen als beispielsweise in Spanien, wo der Wert im Vorjahr nur mehr 94,9 Prozent des Werts des Jahres 2019 betrug. Und das, obwohl die Inflationsrate in Spanien mit zuletzt 3,8 Prozent deutlich unter jener Österreichs liegt.

Der Erhalt der Kaufkraft sei natürlich schön, würde aber auch dafür sorgen, dass die Nachfrage und somit die Inflation hoch bleibe. Um die Teuerung zu senken, müsse es bei ersterer jedoch einen spürbaren Rückgang geben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.