Personalie

Andreas Bierwirth kehrt Erste Group den Rücken

Andreas Bierwirth neuer Aufsichtsratsvorsitzender von T-Mobile Polen
Andreas Bierwirth neuer Aufsichtsratsvorsitzender von T-Mobile Polen(c) T-Mobile (Marlena K�nig)
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Der ehemalige Chef der Austrian Airlines sollte eigentlich Bankvorstand bei der größten Bank Österreichs werden. Für den Erste-Group-Chef, Willibald Cernko, kam sein Rückzieher „überraschend“.

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Nach viel Trubel um seinen geplanten Quereinstieg ins Bankengeschäft, wirft Andreas Bierwirth seine ursprünglichen Pläne über Bord. 

„Ich werde die Bank mit Beginn des Sommers verlassen“, schreibt Bierwirth auf der Berufsplattform LinkedIn. „Mir wurde angeboten, Mitgesellschafter und CEO eines Unternehmens zu werden."

Mehr Erfahrung in einer Bank notwendig

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Er selbst thematisiert den „Fit & Proper"-Test. Dieser sei im September angedacht gewesen, sowie die Aufnahme in den Vorstand für den 1. Oktober, schreibt er. 

Die jüngsten Bankenpleiten haben „ein großes Verständnis in mir geschaffen“, dass ein ganzes Bilanzjahr als Mindesterfahrung zur Berufung in den Vorstand notwendig ist, heißt es weiter. 

„Allerdings ist mir in diesem Kontext auch klar geworden, dass allfällige künftige Erweiterungen meiner Verantwortungsbereiche auch nur in einem weitaus behutsameren Tempo vorgenommen werden könnten, als ursprünglich von einigen Seiten und auch von mir erhofft."

Bankenaufsicht forderte mehr

Damit dürfte er auf die Forderung anspielen, dass die Bankenaufsicht mehr Berufsjahre in einer Bank fordert. Die „Presse“ berichtete.

Denn ursprünglich sollte eigentlich alles viel zügiger gehen. Erste-Group-Chef Willibald Cernko hatte Bierwirth als seinen neuen Topmann für seine Privatkunden auserkoren. Banken stehen im digitalen Wandel und buhlen um Kunden online. Der Start-up-affine Bierwirth gilt nach zehn Jahren an der Spitze von Magenta als Markenentwickler. Zuvor machte er Karriere in der Luftfahrtbranche, wo er unter anderem das Marketing der Lufthansa verantwortete und Vorstand bei den Austrian Airlines war. Prozesse in Richtung Effizienz zu reformieren gilt als sein Talent.

Antritt als Erste-Vorstand war im Oktober anberaumt

Daher stellte die größte Bank Österreichs Bierwirth schon im vergangenen Sommer als designierten Retailchef vor. Nach einer ab Oktober beginnenden mehrmonatigen Einarbeitungsphase sollte er in die Reihen der Vorstandsmitglieder aufsteigen und künftig die Retail-Agenden der gesamten Gruppe steuern.

Der in Osteuropa stark engagierte Konzern hat mehr als 16 Millionen Kunden. Friedrich Rödler, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, bezeichnete Bierwith bei seinem Antritt als "hervorragend für diese Position geeignet". Doch genau das sieht die Bankenaufsicht derzeit noch anders. Bierwirth soll nach "Presse"-Informationen noch länger bei der Bank arbeiten hätte müssen, bevor er den "Fit & Proper"-Test absolvieren darf.

Bierwirth ist als Banker Quereinsteiger

Die Vorgaben für diesen Test wurden von der Europäischen Zentralbank (EZB) zuletzt im Mai 2013 ausgeweitet. Will eine Person Aufsichtsrat oder Manager bei einer Bank werden, müssen zuvor diverse Unterlagen bei der Aufsicht eingereicht werden. Hierbei handelt es sich unter anderem um Strafregisterauszug und Lebenslauf. Überprüft werden die Qualifikationen, die Berufserfahrung, aber auch die persönliche Zuverlässigkeit. Geht aus diesen Dokumenten keine klare Eignung hervor, wird der Kandidat zu einem mündlichen Gespräch geladen. Das kann beispielsweise sein, wenn nicht genügend Berufserfahrungen im Finanzbereich vorliegen. Bierwirth ist zwar gelernter Bankkaufmann, bleibt aber trotz seiner vielen Managementpositionen dennoch ein Quereinsteiger in der Bankenwelt.

Für Cernko kam es überraschend

Für den Erste-Group-Chef Willibald Cernko kam sein Rückzug „überraschend“, wie das Statement Bierwirths kommentiert. Derzeit ist Cernko auf Vorstandsebene noch Retailchef. Für die Position des Bereichsleiters gibt es bereits einen Nachfolger, heißt es von der Erste Group.

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