Islamisten-Rebell Umarow droht Russland

IslamistenRebell Umarow droht Russland
IslamistenRebell Umarow droht Russland(c) EPA (INTELCENTER / HANDOUT)
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In einem Video, das auf einer rebellennahen Website veröffentlicht wurde, droht Doku Umarow mit einem "Jahr des Blutes und der Tränen". Er kündigt neue Anschläge insbesondere in Moskau an.

Wien/Moskau. Eine schwarze Flagge mit weißem Schriftzug in arabischer Schrift, darunter ein stilisierter Säbel: Wenn der tschetschenische Rebellenführer Doku Umarow einen seiner öffentlichen Auftritte wagt, weiß er sich vor dem passenden Hintergrund zu inszenieren. Umarow, militanter Islamist und selbst ernannter „Emir“ über die Muslime des Nordkaukasus, ist Russlands meistgesuchter Terrorist. Am Samstagabend hat er in einer Videobotschaft, die auf der rebellennahen Website „Kavkaz Center“ veröffentlicht wurde, neue Anschläge in der Russischen Föderation und insbesondere in Moskau angekündigt.

Umarow, gewohnt martialisch im Tarnanzug, ist in dem zwölf Minuten langen Video von zwei Mitstreitern umgeben. „Ein Bruder“, laut Interpretation von Kavkaz Center, womöglich der junge Kämpfer links von Umarow, würde nach Moskau geschickt, um dort eine „Spezialoperation“ (ein Euphemismus für einen Anschlag) durchzuführen. Weitere Attentate würden folgen. Russland könne sich auf ein „Jahr des Blutes und der Tränen“ gefasst machen. Den Anschlag auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo am 24.Jänner erwähnte der 46-Jährige nicht.

Die russischen Behörden machen einen 20-Jährigen aus dem Nordkaukasus für das Selbstmordattentat verantwortlich, das 35 Menschenleben forderte. Näheres über die Identität des Selbstmordattentäters ist nicht bekannt. Ein Gouverneur der Kaukasus-Republik Inguschetien hatte vor Kurzem erklärt, die Tat gehe auf das Konto von Rebellen aus der Region und machte indirekt Umarow dafür verantwortlich. Im vergangenen Jahr hatten islamistische Kämpfer im Nordkaukasus ihre Angriffe wieder verstärkt.

Doku Umarow hatte sich zu den Anschlägen in der Moskauer U-Bahn im vergangenen Jahr bekannt. Er gilt als verantwortlich für die islamistische Radikalisierung des Aufstandes im Nordkaukasus. Früher hatte er in der stärker nationalistisch orientierten Opposition rund um Tschetschenen-Führer Achmed Sakajew gekämpft. Im Oktober 2007 aber wandte er sich von diesem ab und rief das „Kaukasus-Emirat“ aus. Vergangenen August kündigte er seinen Rückzug an, widerrief diesen aber später wieder.

Vermutlich ein Trittbrettfahrer hat gestern erneut die Alarmglocken in der Hauptstadt Moskau schrillen lassen: Am Sonntagmorgen rief ein Unbekannter bei der Polizei an und sagte, dass auf drei der neun Moskauer Bahnhöfe Bomben deponiert worden seien, die bald explodieren würde. Der Mann machte allerdings keine Angaben darüber, um welchen Bahnhof es sich dabei handle.

Drei Bahnhöfe evakuiert

Nach der anonymen Bombendrohung hat die russische Polizei alle Bahnhöfe in Moskau nach möglichen Sprengsätzen abgesucht. Weiters entschieden die Beamten, die Bahnhöfe Jaroslawski, Leningradski und Kasanski zu evakuieren, sagte Polizeisprecherin Tatjana Agapowa. Laut Polizeiinformationen sind in den vergangenen zwei Wochen beinahe täglich Bombendrohungen eingegangen.

Es war dies bereits der siebte Bombenalarm in der russischen Hauptstadt nach dem Domodedowo-Anschlag. Vergangene Woche mussten fünf Kaufhäuser wegen einer Bombendrohung evakuiert werden. Am Montag suchten die Sicherheitskräfte zudem den Fernsehturm Ostankino nach möglichen Sprengladungen ab. Die Warnungen erwiesen sich jedoch bisher alle als falsch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2011)

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