Pranger: "Schmerzfrei, das kenne ich gar nicht mehr"

Pranger Schmerzfrei kenne nicht
Pranger Schmerzfrei kenne nicht(c) GEPA
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Die Regentschaft von Slalomweltmeister Manfred Pranger geht vermutlich heute zu Ende. Auch er hat sich das Kreuz ruiniert.

Wie geht es Ihnen als noch regierender Weltmeister?

Manfred Pranger: Jetzt geht es richtig los, die Spannung steigt, das Kribbeln ist da. Ich bin schon gespannt, was am Ende des Tages herauskommt. Das letzte Selbstvertrauen muss sich allerdings noch irgendwo finden.

Sind Sie fit genug, um einen Spitzenplatz belegen zu können?

Ich habe mich sehr gut erholt, wir haben sehr gut gearbeitet. Ich musste überlegen und dosieren, um am Sonntag voll angreifen zu können. Denn in der vorigen Woche ist es mir nicht gut gegangen mit den Kreuzproblemen. Ich bin zuversichtlich, es schaut jetzt wieder sehr gut aus. Ich spüre keine Schmerzen mehr, das stimmt mich positiv.

Seit wann werden Sie von diesen Rückenschmerzen gequält?

Der Rücken plagt mich schon sehr lange, seit meiner Bandscheibenoperation 2009. Letztes Jahr war schon sehr zäh, ich habe mich aber dann noch ganz gut hinübergerettet. Ich dachte, wenn ich im Sommer gut trainiere, bin ich diese Sorgen und Probleme los. Es hat auch am Anfang der Saison gut ausgeschaut, aber ich musste sehr viel fahren, weil ich Abstimmungsschwierigkeiten mit dem Material hatte. Dadurch sind die Kreuzschmerzen wieder mehr geworden. Ich konnte mich auf mich und das Material lange Zeit nicht verlassen. Für die WM habe ich in den vergangenen Wochen noch sehr viel probiert. Das war dann eben zu viel. Dadurch habe ich vor zehn Tagen eine Pause einlegen müssen. Es ging einfach nicht mehr. Gott sei Dank stehe ich jetzt wieder fit da. Ohne Schmerzen. Ich kenn ja so ein Gefühl schon fast gar nicht mehr.

Viele Slalomfahrer haben sich schon ihr Kreuz ruiniert. Woher kommt das?

Das kommt vom Schnee und vom Material. Ich hatte ja auch schon einen Kreuzbandriss. Vielleicht hat darunter auch der Rücken gelitten – beim Zurückarbeiten. Die Skier sind zu breit, der Druck ist zu groß. Das hat auch mit den harten Pisten, die es oft gibt, zu tun. Es muss sich etwas tun – der Druck in den Kurven ist zu groß. Es geht vor allem um die künftigen Läufer, sie sollen es besser haben als wir. Schmerzfreier. Die Skier halten so brutal, dass man sich manchmal schwertut, wenn man auf weichem Schnee fahren muss. Ich tue mir dann bei solchen Verhältnissen fast schon schwer. Dann stehe ich einfach. Weil dann die Abstimmung zwischen Skiern und Schuh nicht mehr ganz genau passt. Aber das werden wir auch noch hinbekommen.

Der WM-Slalom als neue Chance? Oder regiert Skepsis?

Ich mache mir keine Gedanken. Ich konzentriere mich nur auf das Skifahren, mit dieser Einstellung bin ich nach Garmisch-Partenkirchen gefahren. Das habe ich bei der letzten WM in Val d'Isere auch so gemacht – und das hat gut funktioniert. Heuer habe ich mich leider zu oft rausbringen lassen. Mich ablenken lassen von meiner Konzentration. Bei diesem Rennen jetzt aber muss ich das ganz besonders hinbekommen.

Und jetzt passt der Speed wieder?

Speed gibt Selbstvertrauen, aber mir geht es darum, wieder ordentliche Läufe zu zeigen. Wenn das gelingt, ergibt sich das andere von allein. Ich bin noch ein bisschen auf der Suche, aber das werden wir schon noch schaffen. Ich konzentriere mich nur auf meine Sachen. Das hört man oft, aber das ist die Wahrheit.

Verunsichert Sie die Verletzungsserie im ÖSV-Team?

Ich habe das selbst bereits knüppeldick erleben müssen. Und ich bin auch wieder an die Weltspitze zurückgekehrt. Ich habe es sogar bis zum Weltmeister gebracht. Und das war ein Wahnsinn. Da ist man voll glücklich. Aber es gibt keine Erholung. Ich kann einfach seit meiner Bandscheibenoperation nicht mehr so fahren wie früher, wie vor 2009. Ich kann mich mit dem Rücken beim Fahren nicht mehr so beugen. Ich muss das Kreuz nach Möglichkeit schonen. Dadurch wird der Oberkörper aufrechter. Und so musste ich wieder etwas am Material umstellen. Das spielt alles zusammen. Darum wünsche ich abschließend allen verletzten Kollegen und Teamkameraden, dass sie nach ihren Blessuren wieder so stark und erfolgreich sein können, wie sie es waren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2011)

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