Libyen-Krise: Unruhe bei Pfanner

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Der Vorarlberger Hersteller von Fruchtsäften ist in Libyen tätig. "Wir wissen nicht, was passiert“, so der Firmenchef. Jährlich setzt man in Libyen eine Mio. Euro um, der Konzernumsatz liegt bei 235 Mio. Euro.

Wien/Apa. Nachdem am Montag mehrere österreichische Unternehmen ihre Sorge über die Situation in Libyen ausgedrückt hatten, meldete sich am Dienstag auch der Fruchtsafthersteller Pfanner zu Wort. Die Vorarlberger verkaufen ihre Getränke seit 40 Jahren in Libyen. Eigenes Personal beschäftigt die Firma nicht, man kooperiere mit zwei Vertriebspartnern.

„Wir haben vergangene Woche noch ausgeliefert, wissen aber nicht, was derzeit in Libyen passiert“, erklärte Firmenchef Peter Pfanner. Die eskalierende Situation bezeichnete er als „schwierig“, die Geschäfte in der Vergangenheit als „gut und wichtig“. Jährlich setzt Pfanner in Libyen eine Mio. Euro um, der Konzernumsatz liegt bei 235 Mio. Euro.

Der Fruchtsafthersteller ist nur eines von vielen Unternehmen, die unter dem Regime von Muammar Gadhafi ausgezeichnete Geschäfte in Libyen gemacht haben. Viele österreichische Firmen sind seit Jahren in dem nordafrikanischen Staat tätig. Vor allem der Ölproduzent OMV blickt mit Sorge in den Wüstenstaat. Zehn Prozent der gesamten Ölförderung kommen aus Libyen. Die Aktie setzte am Dienstag ihre Talfahrt fort und notierte knapp zwei Prozent im Minus. Am Montag war der Kurs um vier Prozent eingebrochen.

Abwarten und hoffen

Jene Unternehmen, die mit Mitarbeitern vor Ort sind, haben diese mittlerweile ausgeflogen. Dazu zählen die Baukonzerne Strabag und Porr. Die Strabag betreibt fünf Baustellen in der Nähe von Tripolis. Porr hat im November 2010 den Zuschlag für den Bau eines Stadions für die afrikanischen Fußballmeisterschaft 2013 bekommen. Nun steht die Baustelle still, ob das Fußballturnier ausgetragen werden wird, steht in den Sternen.

Wie sich die Situation in Libyen entwickeln wird, sei im Moment pure Spekulation, meinen die Geschäftsleute. Die Lage sei völlig unübersichtlich, man könne nur abwarten und hoffen, sagte Getränkehersteller Pfanner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)

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