Talfahrt: OMV-Aktie stürzt um 6,6 Prozent ab

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Die Warnung vor einem möglichen Totalausfall der Produktion in Libyen und enttäuschende Quartalszahlen lassen die OMV-Aktie absacken.

Die OMV-Aktie hat am Mittwoch an der Wiener Börse im Verlauf die Verluste weiter ausgebaut. Bis zum Mittagshandel brachen die Titel um 6,57 Prozent auf 29,815 Euro ein. Ausgelöst wurde der Absturz durch die Warnung des Mineralölkonzerns vor einem möglichen Totalausfall der Produktion in Libyen und den enttäuschenden Quartalszahlen.

Bereits am Dienstagabend hatte die OMV ad hoc mitgeteilt, dass auch ein kompletter Ausfall der libyschen Produktion nicht auszuschließen sei. Vor allem die Verschiffung des geförderten Öls sei unklar. Derzeit gehe die Produktion in Libyen stark zurück. "Wir schließen nicht aus, dass sie ganz ausfällt", sagte dementsprechend OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. 2010 wurden in Libyen etwa 10 Prozent der Gesamtproduktion des OMV-Konzerns,  rund 34.000 Fass Öl täglich, erzielt.

In einer ersten Einschätzung der OMV-Zahlen schreiben die Experten von der Raiffeisen Centrobank (RCB), dass die heutige negative Marktreaktion nicht nur auf die präsentierten Ergebnisse, sondern auch auf die Entwicklung der politischen Situation in Libyen zurückzuführen sei. Die Viertquartalszahlen verfehlten die Prognosen, werden von der RCB jedoch mit Einmaleffekten begründet. Die Unruhen in Libyen würden sich für die OMV aber nicht nur negativ auswirken, urteilt die RCB. Die steigenden Rohölpreise würden sich für die OMV im ersten Quartal 2011 definitiv auch positiv auswirken.

OMV hofft auf baldiges Ende der Unruhen

Den vorübergehenden Ausfall der eigenen Öl-Produktion in Libyen kann der OMV-Konzern ohne Probleme und im Wesentlichen ohne Mehrkosten durch Zukauf aus anderen Quellen ersetzen, erklärte das Management. Jedoch sei es "für uns nicht akzeptabel, dass in Libyen derzeit Menschen sterben", sagte der OMV-Chef.

"Wir hoffen, dass das bald zu einem Ende kommt", meinte Ruttenstorfer. Das libysche Öl, das in der Raffinerie Schwechat ein Fünftel der verarbeiteten Mengen ausmacht, kann laut Vize-Generaldirektor Gerhard Roiss aus dem Mittelmeerraum oder Kasachstan bezogen werden. Zum Ersatz der Schwechat-Verarbeitung könne man auf gut zwei Dutzend verschiedene Öl-Sorten zurückgreifen, sagte Roiss, der Anfang April Ruttenstorfer als Generaldirektor nachfolgt: "Wir kaufen am Markt leichtes Öl zu. Wir können das im Wesentlichen ohne Mehrkosten ersetzen."

"Risiken nicht unterschätzt"

Die Öl-Industrie habe die Risiken in Libyen nicht unterschätzt, meinte Ruttenstorfer auf eine entsprechende Frage. Seit 1985 sei die OMV dort tätig, das seien "fünfundzwanzig gute Jahre" gewesen, jetzt sei es zweifellos "eine sehr schwierige Situation". "Auch in Zukunft kann das aber wieder sehr positiv sein", so der OMV-Chef. Die dortigen Lizenzen des Ölkonzerns laufen über das Jahr 2030 hinaus. Mehr als drei Viertel ihrer Mengen fördert die OMV im EU- und OECD-Raum, zwei Drittel in Österreich und Rumänien.

Die eigenen Mitarbeiter habe man aus Sicherheitsgründen aus Libyen weitgehend abgezogen. Die Bürger des Landes selbst hätten jetzt auch "anderes" im Sinn, so der OMV-Chef.

(APA)

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