Öl: Opec übt sich in Zurückhaltung, Investoren besorgt

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Die Lage in Libyen alleine gefährdet die Ölversorgung nicht. „Es ist nicht nötig, dass wir jetzt handeln“, ließ die Opec verlauten. Die Anleger schielen ohnehin längst nach Algerien, Iran und Saudiarabien.

Wien/Stef/Ag. Am Dienstag galt es für die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), Krisenfeuerwehr zu spielen. Ein Barrel (159 Liter) der Marke Brent kostete zwischenzeitlich 108 Dollar, ein Plus von vier Prozent. Damit setzte sich der rasante Preisanstieg der vergangenen Tage fort. Zuletzt kostete der Rohstoff vor zweieinhalb Jahren so viel.

„Es ist nicht nötig, dass wir jetzt handeln“, ließ die Opec verlauten. In anderen Worten: Die Fördermenge wird trotz der Sorge um Libyen nicht erhöht. Die Situation rechtfertige „keine Intervention“. Man sei zwar „etwas beunruhigt“, trotzdem habe man vorläufig eine „abwartende Haltung“ eingenommen.

Probleme bei Gaslieferungen

Tatsächlich habe Libyen alleine nicht das Zeug dazu, eine Versorgungsknappheit am Weltmarkt für Öl auszulösen, sind sich Experten einig. Pro Tag werden aus der Wüste des Landes 1,6 Mio. Barrel gepumpt. Der weltweite Tagesbedarf an Erdöl liegt bei 90 Mio. Barrel. Das Opec-Kartell versichert, jederzeit um zumindest fünf Mio. Barrel mehr verkaufen zu können.

Gadhafis Regime nimmt weltweit den zwölften Rang bei den Erdölexporteuren ein. Ob die Pipelines ins Ausland nach wie vor offen sind, ist ungewiss: Ölkonzerne wie die OMV wollen von einem Lieferstopp nichts wissen. Doch der italienische Gaskonzern Eni hat bereits Lieferprobleme gemeldet. Italien deckt zehn Prozent seines Gasbedarfs durch Importe aus Libyen ab.

Eine weltweite Ölkrise könnte es geben, wenn auch der Iran, Algerien oder Saudiarabien von Unruhen erfasst werden. Diese drei Länder exportieren täglich zwölf Mio. Barrel – mehr als die doppelte Menge, die die Opec kurzfristig auffangen könnte. Investoren beunruhigt diese Situation. Vereinzelte Analysten schließen deshalb auch einen Anstieg des Ölpreises auf bis zu 150 Dollar nicht aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2011)

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